Nachtwanderin
  DAS HUBERTLE
 

 

(Namensgleichheiten mit anderen Personen sind rein zufälliger Natur )

DAS HUBERTLE I
LAMMFROMM


Das Hubertle saß da beim Bier,
die Hanna saß daneben.
Es war erst Nachmittags um vier,
die Kneipe war voll Leben.

Nur kurz - dann stand der Hubert auf,
er musste zu die Kühe.
Zur Weide ging es steil bergrauf,
er hatte große Mühe.

Die Hanna nahm ihn an die Hand,
sie zog ihn wie ein Lämmchen.
Seither ist sie dem Hubertle
ein zartes, süßes Flämmchen.

(Kerstin Magirius, 06. JUNI 2011)


DAS HUBERTLE II
MORGENSTUND


Das Hubertle hüpft aus dem Bett,
er sieht die Sonne scheinen.
Ein Vogel fliegt zum Fenster rein,
das wird kein Tag zum weinen.

Die Hanna werkelt in der Küch,
es riecht nach Jakobs Krönung.
Und ist der Kaffee wohl dosiert,
dann schmeckt er nach Versöhnung.

Die Hennen gackern auf dem Hof,
sie sind sich sehr vertraulich.
Das Hubertle schaut glücklich drein,
der Morgen ist erbaulich.

(Kerstin Magirius, 07.06.2011)

DAS HUBERTLE III
BEICHTGANG


Das Hubertle geht in die Kirche
seine Sünden zu erzählen.
Einen großen Zettel faltend
tut er sich zum Pfarrer quälen.

"Nu mei Hubert" fragt ihn dieser,
"was belastet dein Gewissen?"
"Ach Herr Pfarrer" seufzt der Hubert
"mir geht es für wahr beschissen".

"Aber Hubert" sagt der Pfarrer,
"solch ein Wort darfst du nicht sagen.
Sonst tut dich der liebe Herrgott
noch dafür zum Teufel jagen."

Das Hubertle beginnt zu stottern:
"Aber Pfarrer, diese Scheiße " -
und er zeigt ihm seinen Zettel
"stinkt auf ganz besondre Weise".

"Nun, dann werd ich sie zerreißen,
lass uns gleich zum Fenster gehen."
Das Hubertle sieht all die Scheiße
hin zu seinem Hofe wehen.

Er fuchtelt hilflos mit den Händen,
zeigt dem Pfarrer einen Vugel.
Fortan sucht er sich Rat und Hilfe
nur im Internet bei Google.

(Kerstin Magirius, 17. Juni 2011)


DAS HUBERTLE IV
NACKTE TATSACHEN

 
Das Hubertle geht gern saunieren,
meißtens Sonntags früh halb zehn.
Seine Hanna lässt er schlafen
um allein dorthin zu gehn.

Oh, wie schlägt sein Herz gleich höher
wenn er offen sich betrachtet,
was die Kleidung eines Menschen
doch darunter manchmal pachtet.

So manch Schwätzlein, so manch Schätzlein
tut des Huberts Herz berühren,
ihn mit sinnlicher Liebkosung
hin zum Gipfeltraum verführen.

Seine Hanna siehts gelassen -
all zu  menschlich sind die Triebe.
Was ihr bleibt, von ihrem Hubert,
das ist immer noch die Liebe.

(Kerstin Magirius, 24. Juni 2011)

DAS HUBERTLE V
STALLGRÜTZE

Das Hubertle ist auch so einer,
so ein ganz besonders feiner.
Manchmal kommt zu ihn ein Schreiner,
so ein kleiner, der heißt Reiner.

Das Hubertle ist manchmal sauer,
aber nie für lange Dauer...
schließlich ist er ein ganz schlauer,
darum wurde er auch Bauer.

(Kerstin Magirius, 30. Juni 2011)

DAS HUBERTLE VI
HERBSTWELKE

 

Das Hubertle sitzt gern am Ofen
und tut mit der Hanna schwofen.
Manchmal tun sie herzhaft lachen
oder machen andre Sachen.

Öfter geht der Hubert schauen
ob die Kühe denn noch kauen.
Dann sieht man ihn fröhlich wandern
von der einen Kuh zur Andern.

Schaut der Hubert auf die Wiesen
ob die Blümelein noch sprießen,
wird ihm weh und wahrlich bange,
denn die leben nicht mehr lange.

Und dann denkt er ganz beflissen: 
`alt zu werden ist beschissen`.


(Kerstin Magirius, 02. Juli 2011)

DAS HUBERTLE VII
Dauerwurst


Das Hubertle - wie soll ich sagen -
ging sehr gerne Frauen jagen.
Oft waren die wild zu Gange 
und massierten seine Stange.

Davon wurd sie immer kleiner,
immer dünner, immer feiner.
Die Hanna fand das kaum erträglich,
war das Ansehen doch kläglich.

So ging der Hubert um die Ecke
zu dem Fleischer Melzer-Recke.
Dort lies er sich reparieren
und mit Dauerwurst trappieren.

Heute ist die Hanna glücklich,
schmeckt das Stänglein doch vorzücklich.
Nur der Hubert siehts mit Sorgen,
denn der Fleischer urlaubt morgen.

(Kerstin Magirius, 09. Juli 2011)


DAS HUBERTLE VIII
PUDELDAME HILDE


Das Hubertle sitzt in der Gasse
wo die Pflastersteine stinken
wie die Socken an den Füßen,
die ihm schweißgebadet winken.

Am Nebentisch sitzt Bauer Krumbein
mit der Pudeldame Hilde.
Sonst geruhsam ihres Alters
wird sie plötzlich teufelswilde.

Wie ein unbändiges Rebhuhn
stürzt sie sich auf Huberts Beine,
und mit kläffendem Getose
fordert sie von ihm das Eine.

Das Hubertle blickt wie versteinert,
kann vor Schreck sich nicht mehr rühren.
Auch der krummbeinige Bauer
mag kein Rettungswerk vollführen.

Da kommt Hanna um die Ecke -
just in dem Moment der Lage,
als der Hubert sich befreit hat
von der großen Hundeplage.

Die Pudeldame ist zufrieden,
glücklich trägt sie beide Socken
mit dem Krummbein durch die Gassen,
die so manchen Duft entlocken.

Nackt zu Füßen kann der Hubert
seine Hanna nur begrüßen.
Doch sie tut beherzt wie immer
ihm den Kneipentag versüßen.

(Kerstin Magirius, 14.Juli 2011)

DAS HUBERTLE IX
DER SCHLAUE ESEL


Das Hubertle schaut aus dem Fenster -
weit hinaus, so weit es geht.
Dabei sucht er seinen Esel
der nicht auf der Weide steht.

Schließlich steigt er auf den Giebel
um den Überblick zu wahren.
Doch der Esel bleibt verschwunden
trotz der mühsamen Gebaren.

Dafür bricht aus heitrem Himmel
ihm der Halt unter den Füßen.
Nicht ein Huhn kommt angelaufen
ihn gebührend zu begrüßen.

Nur den Esel hört er lachen
aus dem Stall wo Schweine stehen.
Ganz verwirrt sieht man den Hubert
hin zu seiner Hanna gehen.

Diese tröstet ihren Hubert,
kühlt ihm manche wunde Stelle.
Nicht ein Wort sagt er vom Esel,
dafür ist er viel zu helle.

(Kerstin Magirius, 31. Juli 2011)


DAS HUBERTLE X
AUF ABWEGEN

Das Hubertle sucht seine Brille
in dem Ausschnitt von Sibylle.
Diese lässt es gern geschehen,
soll doch Hubert wieder sehen.

Der Ausschnitt wird für gut befunden,
doch die Brille bleibt verschwunden.

(Kerstin Magirius, 12. November 2012)


DAS HUBERTLE XI
MATHEMATISCH - KREATIV

Das Hubertle kann sehr wohl zählen
von der Eins bis zu der Zwei.
Dabei schält er fleißig Eier
und er pupst sich geistig frei.

Wenn der Wind bläst aus dem Osten
zählt er auch mal bis zur Vier.
Dabei schärft er seine Hörner
und er wird zum wilden Stier.

Mit der Fünf steht er auf Kriegsfuß
und die Sechs dient ihm zum Lieben.
Mit ihr kämpft er sich orgasmisch
bis zur teuflisch, bösen Sieben.

Diese stürzt ihn ins Verderben,
doch es gibt ja noch die Acht.
Mit der Neun gewinnt der Hubert
jede liebestolle Schlacht.

Mit der Zehn geht Hubert schlafen,
mit der Elf fliegt er zum Mond.
So wird Hubert mathematisch
wie auch kreativ belohnt.

(Kerstin Magirius, 19. November 2012)
 

DAS HUBERTLE XII
HOCH HINAUS 

Das Hubertle saß da und schaute,
wie der Schnee ganz langsam taute
von dem Dach, das er einst deckte
und nun durch die Schneelast leckte.

Er beschloss aufs Dach zu klettern
und dem Schnee eins zu verbrettern.
Vorher trank er schnell noch Einen - 
so zur Stärkung, sollt man meinen.

Auf dem Dach stand er dann wankend
mit dem Besen -  drohend schwankend,
was den Schnee zum Rutschen brachte
und samt Hubert runter krachte.

Das Hubertle - schwer angebrochen,
ist ins Haus zurückgekrochen.
Heute liegt er krank im Zimmer
wo es tropft vom Dach noch immer.


(Kerstin Magirius, 25.Februar 2013)


DAS HUBERTLE XIII
LIEBESLUST
 

Das Hubertle war bei der Lisa,
Lisa wohnt in Deutschlands Riesa.
Riesa liegt im schönen Sachsen,
wo die hübschen Mädels wachsen.

Später fuhr er zu der Lotte,
das ist ne Berliner Sprotte.
Hubert steht auf kleine Fische,
und so lud er sie zu Tische.

Schließlich fuhr er noch zu Erna,
die hat er besonders gerna.
Und im schönen Städchen Hessen
hat er die Marie vermessen.

An der Ostsee in Dierhagen
hatte Bruni dann das Sagen.
Über sie war er im Bilde...
sie war ganz besonders wilde.

Rückzu fuhr er über Gera
und vernaschte dort die Vera.
Vorher lies er sich verlocken
von der Rosmarie am Brocken.

Sehr erschöpft von all den Bienen,
lies er sich zu haus bedienen
von der Hanna, seiner Besten,
aus dem kärntnerischen Westen.

Auf der Dienstfahrt in zwei Wochen
hat er sich der Grit versprochen
und natürlich auch der Lore
vor dem Brandenburger Tore.

Auch die Ursel darf nicht fehlen
aus dem ostsächsichen Wehlen
und die Trude aus Spitzbergen
will ihn auch bei sich behergen.

Seine Hanna hat null Ahnung
von des Huberts Reiseplanung.
Für sie zählen nur die Stunden,
bis er endlich ist verschwunden.

Denn da wartet schon der Frieder
und der fesche Nachbar Dieter...
und der Alfred aus Wiesbaden
hat sie zu sich eingeladen.

Wenn sie voneinander wüssten,
von den heimlichen Gelüsten,
von des Anderen Begehren,
würde es ihr Herz beschweren?

Unterm Lindenbaum im Garten
sieht man nun die Beiden warten
und zum Sternenhimmel schauen
in der Sommernacht, der Lauen.

(Kerstin Magirius, 10.07.2013)


DAS HUBERTLE XIV

DIE ROCKERBANDE

Das Hubertle sitzt bei der Berta,
diese schwänzelt mit der Hertha.
Beide Kühe tragen Glocken
um das Hubertle zu rocken.

Das Hubertle hat noch drei Schweine,
jedes für sich hat vier Beine.
Jedes Bein schmückt eine Socke
mit der Innschrift - bitte Rocke.

Der ganze Stall mit Esel, Ziegen,
Auerhähnen, Tauben, Fliegen
ist bei Facebook sehr zu Gange
mit der Glockenrockerschlange.

Will sich Hubert profilieren,
kriecht sie nachts auf allen vieren
mit dem Rockerdäumchenstempel
über seinen Facebookkrempel.

Klamm und heimlich machts der Bauer,
dass die Hanna wird nicht sauer
weil -  die sagt im Sinn des Rechtes - 
"Hubertle, das ist nichts Echtes!"

Das Hubertle sitzt bei der Berta,
diese schwänzelt mit der Hertha.
Ihr Geläut lässt Däumchen sprießen..
das Hubertle tut es genießen. 

(Kerstin Magirius, 19. August 2014) 

DAS HUBERTLE XV
Sowas kommt von Sowas

Das Hubertle stand auf der Leiter,
die Hanna schwang verzückt den Besen.
Das Wetter war bewölkt bis heiter,
das Hubertle war schwer am Lesen.

Die Hanna schien sehr in Gedanken,

man hörte sie ein Liedlein singen.
Dann kam die Leiter wohl ins Wanken
beim unbedachten Besen schwingen.

Das Hubertle fiel von der Leiter,

die Hanna schien ihn nicht zu sehen.
Sie schwang den Besen fröhlich weiter
so, als wäre nichts geschehen.

Das Hubertle stand auf und hinkte

er lief hinaus, vom Schreck besessen.
Die Hanna aus dem Fenster winkte
dem lieben Nachbarn unterdessen.

(Kerstin Magirius, 05.04.2015)



 
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