Nachtwanderin
  GEDICHTE 2017
 

WALDSPAZIERGANG 

Ein Rehlein sitzt im Hollerbusch,
ein Fink fliegt durch die Lüfte.
Der ganze Wald trägt einen Flaum
voll märchenhafter Düfte.

Jetzt frischt der Wind von Westen auf,
die Blätter rascheln munter.
Doch ganz egal wohin man schaut,
es fällt noch kein Blatt runter.

Das Rehlein springt erschrocken auf,
was hat es wohl vernommen?
Der Fink stimmt laut den Regen an,
ihm will es schnell entkommen.

(Kerstin Magirius, 18.08.2017)


TRÄNENTEICHGEFLÜSTER

Trauerweiden gründeln,
graben tief ihr Schweigen
in den Teich der Tränen,
wo sie sich verneigen.

Flüsterlinge kreisen,
öffnen weit die Schwingen.
Bringen so die Tränen
auf dem Teich zum Klingen.

Namenlose Münder
lassen sich drauf nieder,
geben das Gehörte
weithin schallend wieder.

(Kerstin Magirius, 22.08.2017)

WINDSPIEL

Über Gräben springt ihr Herz,
pochendes Verlangen.
stolpert über Stock und Stein
nebeldicht verhangen.

Zarte Saiten spielt der Wind,
wunderliches Wehen.
Lauter, lauter ruft ihr Herz,
will den Wind verstehen.

Bunte Wiesen malt er ihr,
sehnsuchtsvolle Gaben.
Hurtig hüpft ihr Herz hinein,
will sich darin laben.

(Kerstin Magirius, 23.08.2017)

VOM WANDEL DER ZEIT

Die Einen, die Andren,
was wird sie wohl einen?
Sie sind so verschieden
in dem, was sie meinen.
In dem, was sie sagen
und tun und so machen...
Doch eines, das eint sie,
das Weinen, das Lachen,
das Hoffen, das Bangen.
das Suchen, das Finden.
Ein Andres, kein Eines,
das wird sie verbinden.
Sie lernen, sie denken,
sie fühlen, sie schenken
dem Einden, dem Andren
wohin sie auch schauen,
wohin sie auch gehen,
sie brauchen Vertrauen.
Sie brauchen ein Wollen,
ein sich tolerieren,
sonst werden die Einen
die Andren verlieren...
wohin soll das führen?
Wer soll das ertragen
das Fremde, das Andre?
Ein ängstliches Fragen...

jetzt knurrt mir der Magen
vor Hunger nach Neuem.
Ich bin voller Hoffnung
und will mich drauf freuen
trotz bitterer Pillen
und grausigen Dingen.
Hey hört ihr da draußen?
Es braucht ein Gelingen!
Es braucht ein Erbauen,
das kann man nicht borgen.
Man muss es vollbringen,
das andere Morgen.


(Kerstin Magirius, 23.08.2017)

 
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