Nachtwanderin
  GEDANKENPERLEN
 

DER PREIS DES RUHM`s

Sein Glas ist bis zum Rand gefüllt,
er souffliert den Duft vom Wein.
Wo nur bleibt die Contenance?
Sie muss wohl verschollen sein.

Dieser Mensch ist voll Esprit,
Nichts ist ihm je fein genug.
Darum trinkt er auch den Wein
immer gleich auf einen Zug.

Schließlich kann er es sich leisten,
er ist kein Pöbel, kein Prolet -
Nur ein wahrer, großer Dichter,
der die Welt nicht mehr versteht.

Ach wie schön liest`s sich in Sälen
wo die Wände weis getüncht
und die hohe Obrigkeit
jedes Wort mit Gleichmut lyncht.

Hauptsache, das Antlitz glänzt-
wird geschliffen und poliert.
Ruhm hebt seine Dichterseele,
die vor Einsamkeit krepiert.

(Kerstin Magirius, 20.12.09 )


DAS ETWAS

Der Nebel hat es mir geflüstert -
am Morgen, nach dem Tag.
Er umfing mich kalt und feucht
wie ich es gar nicht mag.

Etwas nahm mich an die Hand -
wie soll ich es benennen?
Es zog mich tief ins Nebelreich,
Ich konnt` nichts mehr erkennen.

Hilflos war mein ganzes Streben
dem Nebel zu entrinnen.
Ich war verzaubert von dem Etwas -
so blind und ganz von Sinnen

Irgendwann schien in der Ferne
ein Licht - es war nicht groß.
Ich rannte, rannte um mein Leben...
das Etwas lies mich los.

Seither such ich nach diesem Etwas
in jedem Nebelmeer.
Das Etwas, das mich einst erfüllte -
das Etwas ist nicht mehr.

(Kerstin Magirius, 15.12.09)

NUR EIN AUGENBLICK

Für ewig trägt der Baum kein Blatt,
dem Baum ist das egal.
Ein Windstoß reißt es von ihm ab -
das Blatt hat keine Wahl.

Auf welchem Ast die Amsel sitzt,
will kein Vogel wissen.
Fliegt sie weg von diesem Baum,
wird sie niemand missen.

Und fällt aus ihrem Federkleid
ein zarter, weicher Flaum -
Die Amsel stört sich daran nicht,
sie fliegt zum nächsten Baum

Zurück bleibt nur ein Augenblick
verwebt in Raum und Zeit.
In Diesem fällt das Blatt vom Baum,
der Flaum vom Federkleid.

(Kerstin Magirius, 13.12.09 )

MENSCH

Was willst du, Mensch?
Höhnt laut der Geist
mit klagendem Begehren.
Du trägst die Nase
viel zu hoch,
nun willst du mich belehren?

Das denkst du wohl,
doch täusch dich nicht -
Ich habe viele Wächter.
Sie stehen oft
an deinem Grab
mit dröhnendem Gelächter.

Da liegt kein Hauch
von Macht und Geld,
nur modrig alte Knochen.
Daraus kann sich
manch armes Schwein
noch ein Süppchen kochen.

Wer bist du nun,
das du es wagst
dir Größe anzumaßen?
Doch nur ein winzig,
kleines Licht -
ganz einfach auszublasen.

(Kerstin Magirius, 19.11.2009)

DIE KERZE BRENNT

Der Docht ist entzündet,
die Flammen sind heiß
und schlagen gierig nach mir.
Ich kann nicht entkommen,
in windendem Schmerz
verbrenne ich langsam hier.

Oh Engel des Todes,
kannst du mich hören?
Lass dieses ungleiche Spiel!
Ich bin nicht geboren
um jetzt schon zu sterben,
mein Leben bedeutet mir viel!

Mit lodernden Zungen
aus hässlichen Schlündern
umarmt mich die heiße Glut.
Ein beißender Kuss
verschlägt mir den Atem,
welch teuflische Höllenbrut!

Im brennenden Feuer -
vom Schicksal besiegelt
schlafe ich qualvoll ein.
Nie wieder will ich
in einem Leben
als Kerze geboren sein.

(Kerstin Magirius, 05.11.2009)

DICHTKUNST

Das Viele
sprudelt wie
ein Quell
aus dem Kopf
um sich
in wenigen
Worten
auf dem Papier
wiederzufinden.

Gelingt es,
das Wenige
viel aussehen
zu lassen,
wirkt die Kraft
des Wortes
wie ein Quell
im Leser
weiter.

(Kerstin Magirius, 13.11.2009)

FREIHEIT

Ich habe die Freiheit
das Blatt zu wenden
in meinem Leben
jederzeit.

Ich habe die Freiheit
selbst zu entscheiden
ob mich mein Leben
vorwärts treibt.

Wohin ich auch gehe -
es sind meine Schritte,
meine Gedanken
tragen mich fort.

Wohin ich auch treibe -
es ist so gewollt,
von mir allein,
nicht durch dein Wort.

Ich habe die Freiheit
stehen zu bleiben,
auszustreichen des
Lebens Sinn.

Ich habe die Freiheit
mich anzunehmen
in diesem Leben -
wie ich bin.


(Kerstin Magirius, 02.09.09)


LÜGEN HABEN KURZE...

Die Wahrheit sucht verkrampft nach Worten
um sich bildhaft Sinn zu geben,
doch sie stolpert an der Feigheit
und bleibt an der Lüge kleben.

Die Lüge weiß sich zu verkaufen,
ihr Klang ist wohl gefeilt und nett.
Am Ende ist der Lügentopf
von falschen Worten redlich fett.

Der Mensch empfindet tief im Herzen
was erstunken und erlogen.
So wird manches Lügenmärchen
seiner Narretei enthoben.

(Kerstin Magirius, 02.09.2009 ) 

DAS LEBEN

Das Leben ist oft ungerecht -
mal ist es gut, mal ist es schlecht,
selten ist es ausgewogen
wo solch Gegensätze toben.
Immer lässt sich etwas finden -
doch man kann nicht unterbinden,
dass DAS LEBEN selbst nur IST.
Wo versteckt sich da die List?
Ob es gut ist oder schlecht,
ausgewogen, ungerecht -
das liegt nur an uns allein,
wie wir denken, wird es sein.


(Kerstin Magirius, 18.09.2009 

 

 
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