Nachtwanderin
  .GEDANKENPERLEN
 


VON LÖCHERN UND SO...

Es macht oft Klick wenn es zu spät,
dann zündet es zu einer Stund
wo doch kein Hahn mehr danach kräht,
es bellt nur noch des Nachbars Hund.

Und hinkt der Geist weit hinterher
im Denken und was weiß ich noch,
dann stopft kein Brecht und kein Voltaire
das einmal so entstandne Loch.

Er bleibt zerlöchert, der Verstand...
die Grenzen sorgsam abgesteckt,
reicht er dem Kleingeist nun die Hand,
auf das kein Hahn das Loch entdeckt. 

Kräht dann des Morgens um halb acht
des Nachbars Hund aus vollster Brust,
hat wohl der Hahn in jener Nacht
von Löchrigkeit zuviel gewusst.

(Kerstin Magirius, 26. 01. 2014)



SINNSUCHE

Die Leben in mir-
verschlungene Pfade,
durchwandert
das Wirre und Irre darin.
Nun steh ich vor dir
die Füße noch dampfend
von ewigem Suchen
nach scheinbaren Sinn.

Die Stunden mit dir - 
verwunschene Träume,
benebelt
im Kopfe und Herzklangschlaglaut.
Und seh ich dich an,
dann fühl ich mich trunken,
als hätt ich zu lange
ins Weinglas geschaut.

Das Dasein im Wir - 
zwei schnurrende Seelen,
verkuschelt
die Sinne, doch wo ist der Sinn?
Was ist das mit uns,
ab wann ist es Liebe?
Der Weg, den wir gehen,
wo führt er uns hin?

(Kerstin Magirius, 30.01.2014)



VERGLEICHENDES MOMENT

Nun, zum Vortragen,
trage ich vor
ehe es zu spät ist.
Es wäre ein Nachtragen
dann,
ein Nachtrag,
eine Randnotiz
im Sinn von 
tragisch


so ganz nebenbei notiert...

(Kerstin Magirius, 07. 02. 2014)



BUNT


Farben mischt mein Herz,
kleckst sie an die Wand.
Reicht dem Weltenschmerz
bunt verschmiert die Hand.

Farben für die Welt,
eingetaucht in Licht.
Wenn der Regen fällt
stirbt das Leuchten nicht.

Farben tropft die Wand
dann ins Herz zurück.
Löscht den Weltenbrand
bunt gefühlt ein Stück.

(Kerstin Magrius, 11. März 2014)



VERSCHWUNDEN

Die Vögel könnten es uns sagen,
der Wind weiß auch um das Geschehen.
Die Wolken könnten wir befragen,
der Mond hat es vielleicht gesehen.

Manch Dinge haben wir verloren,
manch Menschen auch und manchen Zahn.
Und manch Idee, in uns geboren,
starb einsam schon an Größenwahn.

Heut tastet unser Blick mit Sorgen
den Himmel ab von vorn bis hinten.
Wie kann vor aller Welt verborgen
ein Flugzeug einfach so verschwinden?

Die Vögel ziehen Richtung Osten,
der Mond taucht ein ins Nebelmeer.
Die Wolken fangen an zu rosten,
der Nachtwind seufzt gedankenschwer.

(Kerstin Magirius, 15. März 2014)



SANDVERTIEFT

Scheingötter
im Zwielicht 
betrachtet
wie Steine
am Strand,

wie Strandgut
der Zeit.

Vergoldet,
gewichtet
auf sandigem
Grund.

Die Wahrheit schreibt
ihr eigenes Buch.


(Kerstin Magirius, 01. 04. 2014)



TAUCHGANG

Suchende Blicke,
offene Fragen.
Schwere Gedanken,
Sinn hinterfragen.

Tiefere Spuren,
schürende Wunden.
Schmalere Wege,
Seele verbunden.

Tragende Säulen,
ehrbare Normen.
Weg zur Erkenntnis,
wandelnde Formen.

(Kerstin Magirius, 03.04.2014)



WUFF

Ach ja der Hund...
der Kleine, Große,
viel Geliebter,
Herrenlose,
hoch gepriesen
so als Neues,
Kuscheliges,
Seelentreues.
Bald schon lästig,
abgewiesen,
mancher Mensch
würd sich erschießen
müsst er einmal nur so dackeln
und mit seinem Schwänzchen wackeln
winselnd, bettelnd auf vier Pfoten,
auf die Bürgersteige koten,
ausgesetzt in dunklen Ecken,
wo sich Plagegeister necken
und der Tod die Harke schwingt.
Kaum ein Hund, dem es gelingt
aus der Schlinge sich zu ziehen
und dem Unheil zu entfliehen.
Ach ja, der Mensch...
wenn er denn wüsste
was er tunlichst 
ändern müsste,
dass der Hund - 
ihm treu ergeben - 
Achtsamkeit erfährt im Leben.

(Kerstin Magirius, 25. April 2014)



SCHEINGEFÜHL

Es scheint nur so,
kein Sein darin.
Dem Anschein nach
ganz ohne Sinn.

Ein Schein aus Nichts,
wie kann das sein?
Ich denk es weg,
es holt mich ein.

Es ist in mir,
ich träum es groß.
Der Schein bist du,
ich lass dich los...

(Kerstin Magirius, 26. April 2014)



HÜTE

In deiner Welt
tragen die Menschen Hüte aus Stroh.
Sie trotzen dem Hunger mit weißen Zähnen.
Ihr Lächeln reißt Mauern ein
und lässt Blumen blühen - dort, 
auf durstigem Grund.

Abends sieht man sie am Meer
mit den Wellen tanzen

In meiner Welt
tragen die Menschen Hüte aus Stoff.
Sie wiegen ihr Leben in Reichtum und Macht.
Ihr Lächeln gleicht einem dünnen Geäst
und blattlos streift sie im künstlichen Licht
die Fülle vom Tag.

Abends sieht man sie einsam
die Goldstücke zählen.

BeHÜTEt, das Geheimnis Leben...

(Kerstin Magirius, 27. April 2014)

 

OFFENBARUNG

Hinter uns
Verschlossenes,
voll von
Innen.

Jetzt,
wo wir das Innen
nach außen tragen,
verliert sich
die Spur
zum

Wir.

(Kerstin Magirius, 20.05.2014)




BETRACHTUNG
 
Es braucht für alles eine Zeit.
Der Sinn des Lebens wächst und reift
bis er in seiner Herrlichkeit
sich selbst als Schöpfungsakt begreift.

Es braucht für alles einen Raum,
das Licht der Seele strömt hinein.
So wie das Blatt am Ast vom Baum
erfüllt es jedes Ding mit Sein.

Es braucht für alles eine Spur,
ein Geistkonstrukt aus Raum und Zeit,
ein Verbandeln der Natur
mit den Schoß der Ewigkeit.

(Kerstin Magirius, 25. Mai 2014)



DER FLUSS

Der Fluss sucht nach Erwiderung,
er windet sich in seinem Lauf.
Es scheint, als nehme er beglückt
die Steine auf dem Grund in Kauf.

Er reibt sich daran wohlgemut,
ein jeder Stein der anders klingt.
Es scheint, hör ich ihm schweigend zu,
als mache er mein Herz beschwingt.

Mir scheint, ich bin dann selbst der Fluss,
vom Klang erfüllt rausch ich zu dir.
Ein Steingefühl in meiner Brust,
dass ich das Klingen nicht verlier.

(Kerstin Magirius, 29. Mai 2014)



GEFUNDEN

Im Tal, wo ich spazierte,
da konnt ich nicht verstehen
die Düsternis der Wälder,
ich wollte Berge sehen.

Und stand ich auf dem Berge,
da schaute ich ins Tal.
Ich wär dann gern gewandert
der Schritte ohne Zahl.

Heut kann ich still verweilen,
den Berg trag ich in mir.
Das Tal ist meine Seele,
sie führte mich zu dir.

(Kerstin Magirius, 07. Juni 2014)



BUNT

Der bunte Tag,
die bunte Stadt.
Das bunte Haus - 
es macht nicht satt.

Das bunte Nichts,
die bunte Not.
Das Kind träumt bunt,
vom bunten Tod.

Ein buntes Grab,
ein bunter Wind.
Am bunten Hunger
starb das Kind.

(Kerstin Magirius, 18. Juni 2014)


 
EINKEHR

Auf den Wegen
von Gestern
kehren alte Besen
noch Heute.

In den Borsten
verfangen
die Zeit.


(Kerstin Magirius, 21. Juni 2014)

 
ÜBERFLIEGER

Sag, 
wo willst du hin?
Zwischen Einst und Jetzt
bilden sich Risse.
Zeitspalten
im Mauerwerk
Leben.

Sag, 
wie denkt dein Herz
sich neu?

Frag ich die Kraniche 
nach dir,
heben sie ab
flügelschlagend
laut

verlautbarend...

(Kerstin Magirius, 21. Juni 2014)



GEDULDPROBE

Lange schon,
zu lange
und doch nicht
lange genug

gewartet.

Nun wird ein
Anderer
seine Aufwartung
machen

ihr,
der Erwartung,

abzuwarten.


(Kerstin Magirius, 22. Juni 2014)




MITLÄUFER

Die Nachredner
lauschen
dem Vorredner

ohne ein Wort
in Abrede zu stellen

reden sie ihm
nach dem
Mund


(Kerstin Magirius, 12. Juli 2014)

 


VERSTEHEN

Wenn mancher verstehen könnte
was er am Anderen nicht versteht
weil er nicht zu verstehen bereit ist...
Oh, wie entsetzlich käme ihm
die Offenbarung des Verstandes
hinsichtlich des Verständnisses
für das unverstandene

SELBST

(Kerstin Magirius, 13.07.2014)



ZEITSPLITTER


Es gibt sie, diese Tage,
zerbrechlich 
wund
die Zeit
ungeschlagen
die Angst 
darin 
empfindlich
kalt.

Es gibt sie, die anderen Tage,
so anders
von Diesen
noch...

(Kerstin Magirius, 25.Juli 2014)



EIN ANDERES BILD

Ich wäre gern, doch bin ich nur.
Ich ziehe an der Schicksalsschnur
und starte meinen nächsten Coup,
so finde ich das Wörtchen Du.

Es kringelt sich um meine Hand,
ein Zartgefühl wie Dosenpfand.
Lös ich es ein, was ist es wert?
Es gibt kein Du, das sich vermehrt.

Der Zug fährt los drum ohne mich.
Du bist halt du und ich bin ich.
Wir finden uns im eignen Licht
wenn es des andren
 Bild zerbricht.

(Kerstin Magirius, 27. Juli 2014)



SCHEITELWEG

An den Füßen klebt der Staub,
lässt vom Regen sich nicht waschen.
Tritt sich fest auf welkem Laub,
füllt dem Scheitelweg die Taschen.

Auf den Straßen lärmt die Zeit,
macht das Gehen sehr viel schwerer.
Und im viel zu weiten Kleid
fegt der Wind die Sehnsucht leerer.

In der Stille ruht der Tag,
nur der Mond dreht seine Runde.
Küsst auf leuchtendem Belag
dem Entsagenden die Wunde.

(Kerstin Magirius, 28. Juli 2014)

TAGWERK

Es reicht nicht nur den Weg zu schauen,
gedanklich sich hineinzuträumen.
Man muss sich auch zu gehen trauen,
im Schatten, unter großen Bäumen. 

Das Licht wägt sich in kleinen Dingen,
es leuchtet durch des Tagwerks Kronen
mit traumbeseelten weiten Schwingen
die Müh des Wandernden zu lohnen.

(Kerstin Magirius, 06. August 2014)


FÜR DIESE WELT

Nicht hinnehmen
will ich, kann ich, muss ich
weil und warum 
und gerade darum
ein anderes Wie
wodurch und
gerade dadurch
ein neues
Wohin

(Kerstin Magirius, 09. August 2014)



WAHRHEIT

Das Spiegelbild
verwischt, verschmiert,
übertüncht und ausradiert.
Fremdgestaltig, unerkenntlich
wohlgefällig nuanciert,
nur nicht wirklich
augenscheinlich, offenkundig
demaskiert.
Wahrheit suchen
Wahrheit finden
und
das Spiegelbild
verliert.

(Kerstin Magirius, 16. August 2014)



ZEITSPALTEN


Tage spalten sich zu Stunden,
aufgestapelt vor den Toren
des Erlebens, des Erkundens
mit dem Augenblick verschworen.

Stunden spalten sich zu Fasern
in Minuten, in Sekunden.
Und bezeichnend ihres Daseins
sind sie viel zu schnell verschwunden.

Einzig bleibt nur das Erwachen,
zeitlos nährt sich das Empfinden
dieses Maß an Tagen, Stunden
Spalt für Spalt zu überwinden.

(Kerstin Magirius, 23. August 2014)

VERWEHEN

"Der Baum wird uns alle
überleben"
sagte der Großvater
damals
als er ihn pflanzte
nach dem Krieg
der erste Frühling
und ein Kuss
für die Ewigkeit.

Nach so vielen Jahren
suchen die Augen das,
was das Herz 
nicht mehr findet.

`Es muss am Nebel liegen`
denkt die Großmutter
Brille putzend
den Baum betrachtend.
Die letzten Blätter-
der Herbst wird sie holen,
alle…
(Kerstin Magirius, 24. August 2014)



GEWALT

Man kann nicht sagen
wann es passiert,
nur dass es passiert,
immer wieder passiert.

 

Wenn es dann passiert ist,
reden alle darüber
und fragen sich - 
warum?

Das ändert nichts daran,
dass es passiert,
immer wieder passiert
weil alle wegsehen,
wenn es passiert.

(Kerstin Magirius, 25. August 2014)



WAAGSCHALE LEBEN

Wir haben die Wahl

zu tun und zu lassen
zu lieben, zu hassen
zu streiten, zu weinen
zu lachen zu meinen
zu hoffen, zu glauben
das Herz zu entstauben
die Welt zu erbauen
im friedlichen Schauen
zu wagen, zu teilen
am Leben zu feilen
im Hier und im Heute
dem Nächsten zur Freude. 

 

Wir haben die Wahl
noch... 

(Kerstin Magirius, 27. August 2014)



NACHTLICHT

Das Warten hat ein Ende nun,
im Feuerschein verglimmt der Tag.
Es bleibt für wahr nicht viel zu tun,
das Licht holt aus zum letzten Schlag.

Ein letztes Mal noch seufzt der Wind,
er streift das Nachtmeer mit Bedacht.
Der Traum, der sich daraus entspinnt,
hat jedes Wellenspiel verflacht.

`Das Leuchten wird ein andres sein`,
so raunt es leise an den Strand.
Ein andres Licht? Ich schlage ein
und reich der Mondgestalt die Hand.


(Kerstin Magirius, 07.09.2014)



VEREINTE KRAFT

Man möchte meinen
im Geheimen,
dass die Kleinen
von den Steinen
sich als Steinschlagkraft
vereinen
wenn die Großen
sie verdrängen
von den sonnenwarmen 
Rängen
und in dunkle Nischen
zwängen.

Man möchte schauen
ihr Erbauen,
der Gerechtigkeit
vertrauen...

(Kerstin Magirius, 14.09.2014)



FESTHALTEN

Kerzen auf der Menschheitskuppel
tragen ihren Docht in Trauer.
Hinterlassen in den Herzen...
einen ahnungsvollen Schauer.

Tropfen auf den Scheidewegen
lassen sich im Erdgrund nieder.
Überziehen beim Erstarren
das ergrauende Gefieder.

Dunkles in den Seelenfurchen
kündet von den letzten Tagen.
Winterhartes blüht noch immer,
will dem Leben nicht entsagen.

(Kerstin Magirius, 16.09.2014)

DER HARMONISCHE ALTE

Er lächelt sich breit 
und still schlägt er die Brust
mit Gedärmen der Zeit.
Der Nebenarm eine Rinnsales
würde Lauter artikulieren.
Am Ufer  
gedrängte Last.

Bald schon, 
wenn die Dämme brechen,
wird sich sein Lächeln überschlagen
m
it geballter Wirklichkeit.

Er wird anders lächeln
dann...

(Kerstin Magirius, 12.10.2014)



TERMINLICHE SONDIERUNG

Wenn die Zeit naht
sicher
dann
bis dahin

Wenn die Zeit drängt
dann
sicher
aber

Wenn sicher aber
zeitlich
nicht
dann

Zeit

(Kerstin Magirius, 18.10.2014)

SEELENHEIL

Verzeihen ist nicht nur ein Wort,
es wischt die Zwietracht kraftvoll fort
und vereint mit Herz und Würde
beider Ungemach und Bürde.

Gemeinsam trägt sich so die Last
viel leichter und bei mancher Rast
schafft die Zweisamkeit Erbauen
für das Brückenwort Vertrauen.

Vergebung braucht auch seine Zeit,
doch niemals ist der Weg zu weit.
Falscher Stolz gehört gerüttelt,
gegenseitig abgschüttelt.

Möge Gott die Menschheit weihen
mit dem einen Wort Verzeihen. 

( Kerstin Magirius, 20.Oktober 2014)

LAUTKLANG


Der laute Fluss trägt schwere Last,
sein Mühen lässt sich nicht verbergen.
Der Leise Fluss fließt ohne Hast,
ein Fremder wird ihn nicht bemerken.

Der Laute Fluss erhebt sich nicht,
der leise Fluss scheut nicht das Laute.
Ein jeder zeigt sein Angesicht
dem Schicksal, das ihn so betraute.

Das Fließen selbst kennt keine Zier,
vom Laut und Leise zehrt das Leben.
So mancher Fluss fließt auch in mir,
ein ewig neues Klangerleben.

(Kerstin Magirius, 30.10.2014)


ABGETAUCHT


Feierliches Nachtgewand,
sternenklares Unbekannt.
Funkenlichter, Himmelsreigen,
sinnenträchtiges Verzweigen.

Bittersüßes Mondgesicht,
traumverwobenes Gedicht.
Morgenröte, Nebelschwaden,
Nachtgewand geht darin baden.

(Kerstin Magirius, 01.11.2014)

 
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