VERWORTET

Wir schreiten noch immer Seite an Seite,
im Herzen kein Schimmer von schlagenden Türen.
Wir formen beim Gehen gestaltlose Räume,
so können wir uns entgleisend berühren.

Wir tragen noch immer die Worte als Segel,
ein stimmlicher Schauer aus Stürmen und Winden.
Wir würden so gerne, doch ist es unmöglich,
den rettenden Anker im Sprachmeer zu finden.

Wir riechen das Ufer, gestrandete Münder
von Kommas und wulstigen Punkten umgeben.
Wir spüren die Wogen und bleiben doch beide
im eigens erbrochenen Worteschleim kleben.

(Kerstin Magirius, 06. März 2014)



NACHKLANG

Die Farbe der Worte
gewählt nach Gefühl.
nicht aus der Retorte,
ganz ohne Kalkül.

Mit lautloser Kehle
Gemaltes, das spricht.
Ein Bildnis der Seele
aus Dunkel und Licht.

Am Ende der Reise
Verweilen im Klang.
Nicht laut und nicht leise,
ein Herztongesang.

(Kerstin Magirius, 24. April 2014)



RETUSCHIERT

Es So Aussehen Lassen
Als Ob
Ganz Ohne
Nur Mit

Als Ob Es Davon Schöner
Würde
Das Eine
Wort

Krieg

(Kerstin Magirius, 10. Mai 2014)



MUNDLOS

Wallend des Gespräches Antlitz.
Stürmisch, brausend jedes Wort.
Riesenwellen -  unbezwingbar
reißen alles mit sich fort.

Jedes noch so kleine Hoffen...
Wirrnis, Leere bleibt zurück.
Zwischen Lettern -  ausgeflügelt,
windet schmerzvoll sich das Glück.

Ängstlich das berührte Antlitz.
Fliehend, lösend sich vom Mund.
Aufgescheucht vom Laut der Worte
taucht die Seele auf den Grund.

Tiefer das erlebte Spüren.
Brodelnd leise noch der Klang.
Abgetropftes -  Lippenhungrig
weiht sich selbst dem Untergang.

(Kerstin Magirius, 05.11.2014)

FÜHLWORTE

Andersworte
Selbstverfremdet
Augenscheinlich
Unvollendet

Augenscheinlich
Scheinbelichtet
Unverständlich
Sinnverdichtet

Andersworte
Eigentümlich
unvergleichbar
Schöpfungsrühmlich

Unvergleichbar
Klang verheißend
Herz berührend
Richtung weisend

(Kerstin Magirius, 11.11.2014)



EIN SATZ

Ein Satz Liebe
nur für Dich,
ohne Komma
Punkt und Strich.

Ein Satz Freude
voll mit JA,
der dir sagt
ich bin dir nah.

Ein Satz Hoffnung
Jetzt und Hier,
nur für dich
mein Herz

von mir.

(Kerstin Magirius, 13.12.2015)