Nachtwanderin
  . SONSTIGES -
 

WIE

Im Reinen wie im Guten
schneeverhüllte Worte.
Im Guten wie im Reinen
winterliche Pforte.

Im Großen wie im Ganzen
mühevolles Lauschen.
Im Ganzen wie im Großen
winterliches Rauschen.

Im Stillen wie im Lauten
Gutes wie auch Reines.
Im Ganzen wie im Großen
Grobes wie auch Feines….

Deines wie auch Meines.

(Kerstin Magirius, 04.01.2016)

ENGEL

Sah den Vögeln zu beim Fliegen
als die Wolken flockig schäumten
bis sie sich zu Haufe bäumten,
Türme bauten hoch zum Licht.


Sah den Wolken zu im liegen
als die ersten Engel schauten
aus den Türmen, den Erbauten,
bis der Nebel nahm die Sicht.

Sah dem Nebel zu, dem Dichten,
sah ihn sich empor erheben,
zu den Engelstürmen schweben.

S
ah den Engeln zu, den Lichten,
sah sie durch den Nebel blicken
und bejahend mich erquicken.

(Kerstin Magirius, 07.03.2016)

ZWEISAM

Das Eine - es fruchtet, das Andere nicht.
Das Nicht und das Eine, kein zweisames Licht.
Zwei einsame Leuchten, die Nacht fängt sie ein - 
das fruchtbare Eine, das andere Sein.

Nun funkelt von Ferne, auf wogendem Meer
ein strahlendes Leuchten, man weiß nicht woher.
Es scheint durch das Eine, was anders entstand,
was zweisam die Leuchtkraft im Unterschied fand.

(Kerstin Magirius, 10.03.2016)

TAG IM MAI

Er kam und ging, der Tag im Mai.
Er kam und ging, er ging vorbei.
Er kam wie du, ihr kamt zu mir.
Ihr kamt sehr früh,  früh`s um halb vier.

Ihr kamt und gingt, der Tag und Du.
Die Tür ging auf, die Tür ging zu.
Ich blieb und sah, der Tag verblich.
Er ging mit dir, er nahm mir dich. 

Es war ein Tag, ein Tag im Mai.
Er kam und ging, er ging vorbei.
Du kamst und gingst, doch welch ein Glück.
Der Tag er ging, du kamst zurück.

(Kerstin Magirius, 10.03.2016)

SO

So selbstverständlich lieben...
das Satte macht zufrieden,
das Viele macht erhaben
und Reichtum kann nicht schaden.

So selbstzufrieden blicken...
ein Löchlein kann man flicken,
ein Wort kann man beschneiden
und fälschlich schön verkleiden.

So selbstverlieblicht reden...
der Mensch ist am Verbleden,
der Gleichmut grünt gedeihlich
und Kriege sind verzeihlich.

So selbstverblendet schauen....
kein Nebel mehr, kein Grauen,
kein Schattendunkeldenken
und Hirnstrukturverrenken.

So selbstverweichlicht Frieden...
die Wahrheit wird gemieden,
ein hin - und weg, kein wider
und bald schon blüht der Flieder.

(Kerstin Magirius, 24. April 2016)

DAS HERZ

Das Herz will hoch hinaus,
es schlägt bis hoch zum Mond.
Doch selbst die kleinste Laus
wird herzschlaglaut bewohnt.

Das Herz sucht nicht den Sinn,
es schlägt so wie es will.
Es gibt sich liebend hin
dem Dasein laut und still.

Und schlägt das Herz mal nicht,
dann huldigt es der Ruh.
Der Mond dämmt dann sein Licht
und deckt es zärtlich zu.

(Kerstin Magirius, 25. April 2016)

IM BILDE

Im Bilde trägt der Mann die Zeit,
aufgeschultert Last und Müh
streut er Seelenblätter breit
augenscheinlich in der Früh.

Im Bilde prägt die Zeit den Mann,
abgewandert schaut sein Blick.
Zieht mich ganz in seinen Bann,
dass ich seelenblättrig nick.

 

Im Bilde kehrt der Mann nicht heim,
abgeschultert ohne Last
macht er seinen schönsten Reim
auf den Tag, der ihn erfasst.

 

(Kerstin Magirius, 29. April 2016)

HINHÖREN

Höre ich den Bäumen zu
macht es mich beschwingen.
Jeder Laut, der mich beglückt
und die Vögel singen.

Höre ich den Vögeln zu
macht es mich verstehen.
Jeder Laut, der mich durchdringt
und die Winde wehen.

Höre ich den Winden zu
macht es mich verwegen.
Jeder Laut, der mich erfüllt
und der Tag tropft Regen.

(Kerstin Magirius, 20. Mai 2016)

  EWIGDORT

Ich glaube wohl, ich glaub an dich.
Ich glaube dies, ich glaube das.
Ich weiß sehr wohl, da ist etwas...
ganz unerschlossen noch, wie ich.

Ich schau nicht weg, ich schau dich an.
Ich bin bemüht, soviel steht fest.
Es fehlt ein My, ein kleiner Rest,
den ich nicht wirklich deuten kann.

Es fühlt sich an, nein nicht wie Schnee.
Ein bisschen ja, ein bisschen nein.
Es will, es möchte wahrhaft sein.
Ich halt es fest, wenn ich dich seh.

Die eine Hand, das eine Wort.
Da ist etwas, das keimt und sprießt.
Ein Augenblick, der sich ergießt
ins wohl geglaubte Ewigdort.

(Kerstin Magirius, 08.Juni 2016)

AUFBRUCHSTIMMUNG

Noch weht der Wind von Süd nach Ost,
noch keimt und blüht des Frühlings Saat.
Noch schmeckt sie leicht, die schwere Kost,
noch dreht die Zeit an ihrem Rad.


Bald weht der Wind von Ost nach West,
bald bricht das Korn, vom Sturm geknickt.
Bald strömt es aus, noch hängt es fest.
Die Zeit am Rad - sie tickt, sie tickt.

Noch weht der Wind, er weht schon sehr.
Noch sucht der Tag sich neu im Licht.
Noch schmeckt die Kost, sie schmeckt schon schwer,
als wenn das Rad der Zeit zerbricht.

(Kerstin Magirius, 10.Juni 2016)

GRAU

Der Tag ergraut,
ein grauer Tag,
ein tagergrauter...
Niederschlag.

Ergrautes Grün,
ergrautes Bunt,
vorm grauen Haus
bellt grau ein Hund.

Die graue Maus
frisst grauen Speck,
der graue Star
geht auch nicht weg.

Ergraute Lust,
es graut sich ein,
ein tagergrauter
Wiederschein.

Der Graue Rauch
er schreibt mit Grau
auf grauem Grund
das Wörtchen blau.

(Kerstin Magirius, 11.Juni 2016)

SCHEIN AN SICH

Erst scheint es so, dann wieder nicht.
Was ist das, was mir scheinbar scheint
und sich im unscheinbaren Licht...
mit scheinbar Unscheinbarem eint?

Es scheint an sich - das, was ich mein
als Ding, das sich verdinglicht dann
wenn sich im unscheinbaren Schein
das scheinbar nicht mehr finden kann.

(Kerstin Magirius, 30.Juni 2016)

TAG DANACH 

Die sprechenden Blumen,
das Schweigen dahinter.
Verherbstlichte Stille,
sie fühlt sich wie Winter.

Die frierenden Blüten,
das Sterben darinnen.
Entblätterte Seelen,
der Herbst will gewinnen.
 

Die fallenden Blätter,
der Sommer dazwischen.
Erfrorene Blüten,
der Tag übt verwischen.
 

(Kerstin Magirius, 26.Juli 2016)

RÜCKFLUSS

Zeitumschlungen im Entstehen,
ohne Frage nach dem Sinn.
Unaufhaltsam im Geschehen
treibt das Leben vor sich hin.

Eingebettet in Gedanken
mündet mancher Fluss im Glück.
wirft sein wellendes Erquicken
an das Ufer dann zurück.

(Kerstin Magirius, 27.Juli 2016)

ZEITENGRUND

Als wäre nicht genug der Zeit,
Losgelöstes weit und breit.
Abgezweigt von jedem Sinn
nährt der Zweifel sein ich bin.

Als wäre nur die Zeit der Grund,
Wehmut tropft vom Erdenmund.
Sickert ein in das, was ist,
wird zum Sein, das sich vergisst.

(Kerstin Magirius, 14.September 2016)

 

 
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