Nachtwanderin
  SCHMUNZELECKE....
 


PFIFFIKUS

Die Zehen roll ich ein,
die Augen schraub ich raus.
So sitz ich in der Bahn
und schau zum Fenster raus.


Vor mir sitzt eine Frau,
sie schaut mich seltsam an.
Dann schüttelt sie den Kopf,
wofür ich selbst nichts kann.

Ich spitze meinen Mund
und pfeife vor mich hin.
Es scheint, als hätt die Frau
fürs Pfeifen keinen Sinn.

Schon steht sie auf und geht,
ich schau ihr hinterher.
Dann pfeif ich schnell ein Lied,
der Platz vor mir bleibt leer.


(Kerstin Magirius, 02.02. 2013)


 
VERSTRAHLT

Der Knabe sah das holde Mädel,
wie es durch die Türe schwebte
und mit ihren großen Augen
auf den Handytasten klebte.

Dieses Handy war der Hammer
vom Design, dass es ihn juckte
und sogar der kleinste Muskel
seiner Herzaorta zuckte.

Wie ein Engel flog das Mädel,
bis es plötzlich still verharrte
und das wunderschöne Handy
in den Schulranzen verkarrte.

Die Enttäuschung war dem Knaben
lang noch im Gesicht geschrieben.
Dieses Handy, diese Grazie,
es war einfach zum verlieben.

(Kerstin Magirius, 28.06.2013)

SCHICKSAL

Drei Pflaumen im Garten
in hängender Pose.
Ganz blau schon vom Hängen
dicht über der Rose.

Sie schnuppern und kriechen
ihr fast in die Blüte,
sie werden des Schnupperns,
und Drängens nicht müde.

Sie mühen sich redlich,
da hört man es knallen.
Die Pflaumen im Garten,
sie lassen sich fallen.

Sie lassen sich fallen,
der Rose ergeben.
Doch straft sie das Schicksal,
sie fallen daneben.


(Kerstin Magirius, 28.08.2013)


DREI BLÄTTER

Als das Blatt fiel von der Linde,
hob der Wind es auf die Bank.
Sonst sitzt da der alte Egon,
doch der ist seit Wochen krank.

Als das Blatt fiel von der Buche,
lies der Wind es einmal fliegen
und es kam - war es nun Zufall - 
auf dem Lindenblatt zu liegen.

Als dann noch das Blatt der Eiche
holprig landete auf Beiden,
hörte man die drei sehr deutlich
um die Vormachtstellung streiten.

Als die Erna kam von hinten
um ein wenig zu verschnaufen,
setzte sie sich aus versehen
auf den bunten Blätterhaufen. 

Als sie sich dann von ihm löste
sah es aus, als wärn die Blätter
durch den großen Druck von außen
zueinander sehr viel netter.

(Kerstin Magirius, 14.10.2013)

DAS HERZEL

Wenns im Herzel pocht und lummert,
wenn es holprig klingt beim Gehen,
wenn es keinen Rhythmus findet,
ist etwas damit geschehen.

Kann ja kränkeln mal und schmerzen
oder leidlich tun zum Scheine.
Ist vielleicht auch nur mal müde
wie der Mensch oft auf die Beine.

So ein Herzel muss man hüten
wie der Bauer seine Kühe.
Ist es erst einmal zerbrochen,
macht das Kleben sehr viel Mühe.

Ich habs Herzel gut verschlossen,
dass kein Dieb kann es mir klauen.
Sollt es doch einer versuchen,
wird er sich nicht nochmal trauen

weil - ich werde ihn verhauen! 

(Kerstin Magirius, 29.10.2013)


GEWISSHEIT

Er saß versteckt im Tannengrün
und schärfte seine Sinne.
In seinem dicken Hasenfell
verfing sich eine Spinne.

Sie kroch ihm bis unters Gesäß,
wo warme Winde bliesen.
Die Spinne störte nicht der Duft,
sie schien ihn zu genießen.

Es raschelte im Tannengrün
weil es dem Hasen juckte,
worauf der Jäger schnell den Lauf
seiner Flinte zuckte.

Die Spinne hat es überlebt,
sie krabbelte zum Bieber.
Dem Hasen - soviel ist gewiss - 
juckt der Steiß nie wieder.

(Kerstin Magirius, 19.11.2013)


 
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