Nachtwanderin
  SONSTIGES....
 


GEFÜHLE

Jede Träne lass ich fließen,
jedes Lachen lass ich frei.
Wenn Gefühle in mir sprießen,
trete ich sie nicht zu Brei.

Jedes Sehnen will ich spüren,
jedes innerliche Sein.
Will Empfindung mich berühren,
sage ich dazu nicht nein.

Nicht ein Wallen will ich missen,
keine Ebbe, keine Flut.
Meine Seele lässt mich wissen,
dieses Fühlen tut ihr gut.

(Kerstin Magirius, 18.01.2013)



NACHT

Die Nacht kratzt ihre Scheiben sauber,
Eiskristalle dicht an dicht.
Sie verhängen ihr die Träume -
ja, sie nehmen ihr die Sicht.

Der Wind sucht sich in ihr verloren,
zeitentflügelt taucht er ein
in das dicht an dicht Verhängte,
in das traumdurchtränkte Sein.

Die Nacht lässt sich vom Wind umwehen,
Wanderdünen hier und dort.
Weit geöffnet ist ihr Fenster.
Irgendwann, da fliegt sie fort.


(Kerstin Magirius, 22.01.2013)

BEGEGNUNG

Sie reichten sich die Hand - nur kurz.
Den beiden Händen war das schnurz.
Die beiden Menschen aber schauten
ängstlich, weil sie sich nicht trauten.

Sie steckten ihre Hand schnell ein,
die Taschen waren viel zu klein.
Der Tag war kalt, die Menschen nahmen
jenen Weg, den sie einst kamen.

Die Menschen fanden nicht zum Du,
beim Gehen drückte sie der Schuh.
Sie trennten sich wegen der  Hände,
manch ein Händedruck spricht Bände... 

(Kerstin Magirius, 27.01.2013)



ANKERSTELLEN

Vertautes,
festgezurrt-
Haltepunkte
in mir,
wenn 
stürmisch Winde
den Bug
des Herzens
überschwemmen...


(Kerstin Magirius, 30.01. 2013)


REINWASCHEN

Die Mutter am Ufer,
sie wäscht ihre Wäsche.
Sie rubbelt und schruppt
mit Mühe die Stellen,
die schmutzig vom Tragen,
vom Leben gezeichnet
so sichtbar die Spuren
des Gehens erhellen.

Das Wasser des Flusses -
es schenkt neue Frische,
es rauscht durch die Maschen,
durch dichtes Gewebtes.
Der Mutter am Ufer
ihr schmerzen die Hände,
sie spürt in den Fasern
ihr Leben, Gelebtes.


(Kerstin Magirius, 04. 01. 2013)


NARRENZEIT

Ein Narr glaubte sich weise,
er saß auf einer Brücke.
Da hörte er von weiten
das Nahen einer Mücke.

Er fragte sie des Weges,
die Mücke hielt kurz inne.
Sie wetzte ihren Stachel,
das raubte ihm die Sinne.

Er sprang schnell in die Tiefe,
doch hatte er vergessen
den Pegelstand des Flusses
gebührend zu vermessen.

Die Narretei des Narren - 
sie fand so jäh ein Ende.
Der Stachel einer Mücke
vollbrachte diese Wende.


(Kerstin Magirius, 11. 02. 2013)



AM FENSTER

Am Fenster steht die Frau noch immer,
sie steht seit Stunden schon dort still.
Gebundnes Licht erhellt ihr Zimmer
in einer Nacht, die schlafen will.

Was mag sie wohl dort draußen sehen,
wo nichts als Dunkelheit regiert?
Vielleicht sucht sie darin verstehen
für Etwas, das ihr Herz verliert...


(Kerstin Magirius, 18.02.2013)


UND...

Und ich gehe
immer weiter,
Schritt für Schritt
gefühltes Jetzt.
Türen öffnend,
Türen schließend,
im Erfahrungsstrom
vernetzt.

Und ich trinke
jeden Tropfen,
Schluck für Schluck
erlebtes Hier.
Ihn zu schmecken,
zu empfinden,
den Erfahrungsstrom
in mir.

Und ich gehe 
immer weiter,
Stück für Stück
gewolltes Mein.
Ihn zu finden,
zu erspüren
den Erfahrungsstrom
im Sein.


(Kerstin Magirius, 26. 02. 2013)

FUNKENLICHT

In jedem noch so kleinen Funken
den ein Hoffnungskeim entfacht,
sucht das Leben schicksalstrunken
Friedenswächter für die Nacht.

An dem Ort, wo Träume reifen,
blüht die Sehnsucht wie ein Kind.
Will das Leben nach ihr greifen,
stirbt kein Hoffnungslicht im Wind.

(Kerstin Magirius, 08. 03.2013)


VERBLASSEN

Es schreibt sich leichter mit gebrochnem Flügel,
so bricht kein Wind sich mehr an meinem Wort.
Und nicht ein Herzschlag strafft noch einen Zügel,
ich übe sterben hier an diesem Ort.

Noch tanzt die Feder mit geschwungner Pose,
noch gibt das Blatt sich jedem Tropfen hin.
Doch bald verblasst in mir das Rot der Rose
und all die Worte suchen ihren Sinn.

Sie gleichen Blättern dann, die kraftlos fallen.
Wer soll sie pflücken noch im Staub der Nacht?
Sie werden sterbend in mir wiederhallen
bis dieses Rot der Rose neu erwacht.


(Kerstin Magirius, 12. 03. 2013)

RAUCHZEICHEN

Oft weiß ich nicht - wo soll ich hin?
 
Zu voll fühlt sich das Leben an.
Ich klammer mich an einen Sinn,
der mir nicht wirklich Halt sein kann.

Ich weiß oft nicht - wo ist der Ort,
der mir die Ewigkeit verspricht.
Ich bin mal hier, ich bin mal dort,
doch Heimat find ich dabei nicht.

Was weiß ich schon? - Nur einen Hauch,
nur was das Herz mir offenbart.
Es fühlt sich an, wie heißer Rauch,
wie wenn sich Glut mit Wasser paart.


(Kerstin Magirius, 14.03.2013)

WEGZEITEN

Ich schreite gern auf Wegen ohne Namen,
sie sind vertrauter mir als manches Du.
Es findet sich kein abgelebter Samen
und keine Tür schlägt lautlos vor mir zu.

Ich lausche gerne fremdvermählten Träumen,
sie sind mir näher als so manches Wort.
Und sitze ich am Wegrand unter Bäumen,
dann weht kein Traum - vom Wind entblättert - fort.

(Kerstin Magirius, 19.03.2013)


DIE POSTFRAU

Kommt die Postfrau angeradelt -
vollgepackt von vorn bis hinten,
muss man sich als Kunde wundern,
wie sie kann das Rechte finden.

Hurtig flitzt sie durch die Kante,
rennt die Treppen rauf und runter
mit Paketen, Briefen, Werbung
und noch manchen andren Plunder.

Manchmal rennt sie um ihr Leben,
weil sich Hunde darum reißen,
rein aus triebhafter Begierde
ihr ins Hinterteil zu beißen.

Auf den Straßen drängeln Autos,
auf den Wegen schubsen Leute.
Ob bei Regen, Schnee und Sonne,
das ist Postdienstarbeit heute.

Mancher Kunde ist sehr freundlich,
mancher mürrisch, mancher schnöde.
Mancher öffnet nicht die Türe,
mancher ist von Haus aus blöde.

Nach 10 Stunden ohne Pause,
müden Beinen, wunden Knochen,
schleppt die Postfrau sich nach hause
um ihr Tagesmahl zu kochen.

Kaum gegessen schläft sie müde,
vor Erschöpfung Stund um Stunde.
Früh am Morgen dreht die Postfrau
dann von Neuem ihre Runde.

(Kerstin Magirius, 20. 03. 2013)


WAS BLEIBT...

Kein Anfang, der das Herz zerpflückt,
die Liebe will untastbar sein.
Sie ist der Wirklichkeit entrückt,
doch währt nicht ewig dieser Schein.

Am Ende bleibt ein kleines Licht - 
ein Licht, das kein Erlöschen kennt,
das vor der Liebe Angesicht
in seiner wahren Schönheit brennt.

(Kerstin Magirius, 23. 04.2013)

UMWÖLKTES


So manche Wolke
die uns scheint,
scheint so anders,
als man meint.
Man glaubt sie lieblich
und adrett,
in Wahrheit ist sie
bös und fett.
Wenns dann blitzt aus
ihr und kracht,
scheints der Teufel,
der da lacht.

De facto glauben
wir uns schlau,
doch betrachtet
mans genau,
ist der Hebel
lang versenkt,
der das Herz
zum Geist hin lenkt.
Wenns rosa wölkt in uns
und nebelt,
sind wir geistig
ausgehebelt.

Zu helfen ist uns
dabei nimmer,
rosa Wolken
gibt es immer.

(Kerstin Magirius, 04. 07. 2013)


DEM HIMMEL NAH

Luftgemalte
Schmetterlinge,
leuchtend bunt
malt sie der Finger.
Und dann fliegen
sie zum Himmel,
werden so zum
Luftbezwinger.

Luftgemalte
Himmelsboten,
Kinderaugen
sprechen Bände.
Und der Wind,
er spürt das Zittern
wenn sie malen,
diese Hände.

Luftgemalte
Engelsflügel,
Seelenfenster
stehn weit offen.
Tragen Worte
ungesagte
in den Himmel,
tief betroffen.

(Kerstin Magirius, 05.07.2013)


IMMER UND WIEDER

Ein sichtlich, unersichtlich Sein.
Ein greifbar, ungreifbares Dein.
Ein stilles, ungestilltes Wir.
Ein schönes, ungeschöntes Hier.

Ein nahes, unnahbares Glück.
Ein sagbar, unsagbares Stück.
Ein mächtig, ohnmächtiger Fluss.
Ein haltlos, unhaltbarer Kuss.

Ein letztes, unverletztes Wort.
Ein schweigsam, unschweigsamer Ort.
Ein blühend, unverblühtes Rot.
Ein scheinbar, unscheinbarer Tod.

(Kerstin Magirius, 20. 07.2013)

FREISTIL

Vergessenheit übt sich in mir,
Erinnerung an Tropenholz.
Es trieb in manchen Sturm zu dir
und rieb sich wund an deinem Stolz.

Es brach bis heute nicht entzwei,
das Tropenholz war so wie ich.
Es trieb durchs Meer und schwamm sich frei,
es lernte schwimmen erst durch dich.

(Kerstin Magirius, 17.08.2013)


GEMEINER OHRWURM

Wie oft sagst du "Ich liebe Dich".
Es läuft sich aus, es läuft sich leer.
Es ist mir fast schon widerlich,
es klebt im Ohr wie heißer Teer.

Wie gern hör ich dir schlafend zu,
du bist ganz still und sprichst kein Wort.
Die Liebe findet endlich Ruh,
der Wind trägt alles Laute fort.


Doch schaut die Morgensonne rein
und kitzelt schadenfroh mein Ohr,
dann schaltet sich dein Mundwerk ein
und alles ist so, wie zuvor.


(Kerstin Magirius, 20. 08. 2013)


DIE LETZTE ZIGARETTE

Wie könnte ich?
Nie würde ich!
Was soll der Quatsch?
0h nein!

Dann greift sie doch
zur Zigarette,
die schmeckt so gut
zum Wein.

Die Letzte
(zum wievielten Male)
raucht sie
mit Genuss.

Bis zum Filter -
ganz, ganz runter,
dann kommt
der Verdruss.

Doch noch Eine?
fragt die Schachtel
halbvoll
in der Hand.

Ja doch, sagt des
Menschen Wille.
Nein sagt der
Verstand.

(Kerstin Magirius, 15. 09. 2013)


TRAUMFÜHLGLÜCK

Mein liebstes Du,
Du hier im Sein,
mein herzgefühlter
Sonnenschein.

Mein einzig Du,
dein Du in mir,
Du Traum von Wein,
wie lieb ich Dir.

Ich trink dich aus,
aus eins mach zwei.
Der Traum mit dir
geht nie vorbei.

Ein Rebentraum,
ein Seelenkuss,
ein Sinnesrausch, 
ein Wohlgenuss.

Dein in mich drin,
Dein du in mein.
Am Ende bin 
ich doch


                         
  allein....

(Kerstin Magirius, 30. 09. 2013)

HALBHERZIG

Halbherzig
trägt er die Worte
in den Wind,
die Worte vom Frieden.

Jeder Sturm
kann sie wegwehen
so,
verwehen...
und nichts, aber auch
gar nichts,
das wahrhaftig
bleibt.

(Kerstin Magirius, 10.10.2013

ZUR GOLDENEN HOCHZEIT

für M & R

50 Rosen wollt ich schenken,
50 Flaschen besten Wein.
50 frisch gedruckte Scheine,
doch dann fiel mir etwas ein...

All die Rosen können welken

und der Wein wär bald getrunken.
Von dem Geld will ich nicht reden,
ist der Marktwert doch gesunken.

Darum schenke ich euch heute

dies Gedicht mit  nur 12 Zeilen.
Dafür könnt ihr auch nach Jahren
ungetrübt darin verweilen. 

(Kerstin Magirius, 12.10.2013)


Rosen von 123gif.de


VOM WIND VERWEHT

Was man glaubt für sich gefunden
ist ganz plötzlich oft verschwunden. 
Es kommt einfach so abhanden - 
so, als wär es nie entstanden.

Irgendwo ging es verloren
was im Herzen ward geboren.
Ist zerronnen, ist verflogen,
hat sich unbemerkt verzogen.

Und man kann es nicht verstehen,
ist ein herbstliches Verwehen...

(Kerstin Magirius, 14.10.2013)

PENDEL DER ZEIT

Das Pendel der Zeit - 
es schwingt in uns drin.
Mal laut und mal leise
taktiert es den Sinn. 

Wir formen den Klang
mal dunkel, mal hell.
Das Echo darin
verhallt viel zu schnell. 

Dann pendelt die Zeit
als lautloses Wort,
als fragender Sinn
frappiert von uns fort.

(Kerstin Magirius, 25.10. 2013)

ZWERGENKRIEG

Es schielte einst der Zwerg von Eirischs
durch den Gartenzaun von Meirischs,
worauf die den Zwerg verklagten
und das Schielen untersagten.

Worauf wiederum die Eirischs
schimpften auf die blöden Meirischs.
Schließlich sei der Zwerg geschaffen
um durch Zäune durchzugaffen.

Darauf setzten sich die Meirischs
an den Gartenzaun der Eirischs.
Und dort zogen sie Grimassen,
die in keinen Knigge passen.

Eirischs fanden das empörend
und im höchsten Maße störend.
Um die Bosheit noch zu toppen,
fuhren sie sogleich zum Shoppen.

Nun, was soll man da noch sagen?
Erischs hatten schwer zu tragen.
Als die Meirischs endlich schliefen,
sah man sie ihr Werk vertiefen.

In der siebten Morgenstunde
schlossen Eirischs ihre Runde.
Ringsherum sah man sie stehen - 
Zwerge, die zu Meirischs sehen.

Damit war kein Streit beendet,
auch kein Unheil abgewendet.
Ganz im Gegenteil, das Zanken
will zum Gipfelstreit sich ranken.

Und der Grund für dieses Treiben?
Schwer nur lässt es sich beschreiben.
Nur weil Zwerge harmlos gaffen,
greifen Menschen zu den Waffen.

(Kerstin Magirius, 29. 10.2013)

DIE BANK

Auf der Bank saß er als Bub schon
und hat heimlich dort geschnitzt,
in den Birkenstamm daneben
seinen Namen eingeritzt.

Und die Pfeile, die Geschnitzten,
hat er unterm Bett versteckt,
mit dem Bogen und dem Messer,
dass die Mutter nicht erschreckt.

Heute steht die Bank noch immer
und die Birke nebenan.
Statt des kleinen, süßen Buben
sitzt da heut der alte Mann.

Tief gebeugt vom schweren Leben
greift der Mann nach einem Ast.
Und er schnizt mit seinem Messer
sich vom Herzen seine Last.

(Kerstin Magirius, 30.10.2013)

BLATTLOS

In den Zweigen
kann ich hören
was die Bäume
von dir sagen.
All die Blüten
deines Herzens
hat der Sturm
davongetragen.
All die Lieben
deines Lebens
sind verwelkte
Seelenkinder.
Du bist blattlos,
wirst erfrieren
ohne Mantel
für den Winter.

Ohne Mantel
für den Winter...

(Kerstin Magirius, 31.10.2013)


MANCHMAL

Manchmal brauch ich meine Stille.
Bin dann Mond, tauch in die Nacht,
bis aus tiefsten Seelentiefen
neu der Schöpfungsgeist erwacht.
 

Manchmal muss ich mich entleeren,
zieh den Stöpsel vom Gehirn.
Bin dann geistig sehr viel freier,
ist wie Gummi, meine Stirn.

Manchmal schließ ich alte Türen,
öffne Neue dann in mir.
Und gewiss find ich durch Eine,
die ich öffne, auch zu dir.

(Kerstin Magirius, 04.11.2013)

FRAGE

Soll ich wegsehen,
beschönigen,
erdulden

dich?

Wo bleibe ich,
an welcher Stelle
hinter dem Komma

und

wer setzt den Punkt?

(Kerstin Magirius, 07.11.2013)

OHNE, MIT

Lieber bin ich arm und MIT
als ein reicher Mann und OHNE.
Schmier die Fenster zu mit Kitt,
kratz vom Topf die letzte Bohne.

Was kann sich ein reicher Mann,
der schon alles hat noch kaufen?
Er wird einsam irgendwann
und sein ganzes Geld versaufen.

Dieses MIT, das kostes nix. 
Es braucht nur ein Herz, das gluggelt,
weil es sonst beim ersten Hicks
wie ein alter Traktor tuckelt. 

Sicher brauchts zum gluggeln Mut,
ohne MIT fehlt Sprit im Leben.
Und man bleibt im eignen Sud
seiner Eingeweihte kleben.

(Kerstin Magirius, 07.11.2013)


DER SPATZ

Verlockend süße Düfte,
der Spatz fliegt durch die Lüfte,
tanzt im Regenbogen
voller Liebeswogen,

dann ist der Duft verflogen.
Sein Herz fühlt sich betrogen,
tut- als wenns nicht wüsste,
wen es eben küsste.


Der Wind streicht durchs Gefieder.
Es riecht noch süß, nach Flieder.


(Kerstin Magirius, 10.11.2013)
 

ERWACHEN

Sternenstaub am Himmel,
goldnes Engelshaar.
Traumbeseelte Winde,
Zauber wunderbar.

Nachtmeertiefes Leuchten,
strahlend kosmisch Licht.
Ewigkeitserwachen
lächelt dein Gesicht. 

(Kerstin Magirius, 23.11.2013)

O-TON

Lauter
die Laute,
Lautspurenlaut.
Und die Krähen
picken darin herum,
koten sie unverdaut
als Verlautbarung
in den lauter
werdenden
Selbstlaut
ooooO,

der schließlich
das I und das A
der Koalitionäre
übertönt.

(Kerstin Magirius, 28.11.2013)

BUSCHFUNK

Die Fenster sind geschmückt wie immer,
gibt nichts Neues zu berichten.
Mancher meint, auf diesen Rummel,
könne er sehr gut verzichten.

Die Leute sammeln sich zu Haufe,
hocken vor gedeckten Tafeln.
Zünden an die erste Kerze,
um dann Sinnloses zu schwafeln.

Die Kerze brennt so ein, zwei Stunden,
dann wirds Zeit für sie zu gehen.
Dafür ist es dann schon dunkel
und die Lichter sind zu sehen

von den Fenstern, den Geschmückten...
und dann strahlen alle Leute.
Dabei ist es so, wie immer, 
immer neu ein Grund zur Freude.


(Kerstin Magirius, 30.11.2013)

GEGENSÄTZE

Pfennigknöpfe auf der Bluse,
Löcher in dem Stoff aus Seide.
In der Mitte ganz viel Spielraum
für empfindsames Geschmeide.

Wunderpillen nah am Herzen.
Blicke hin - und hergerissen.
Sinds die Knöpfe? Sinds die Löcher?
Beide möchte man nicht missen. 

(Kerstin Magirius, 11.12.2013)


ENGEL

Es gibt sie wohl, die Engel,
so Viele an der Zahl. 
Sie tragen jetzt im Winter
Handschuh, Mütze, Schal.

Stiefel auch und Mäntel, 
manchmal einen Hut. 
Und durch ihre Adern
fließt normales Blut.

Sie sind wohl verletzlich.
Wer sie sieht, der spürt,
wie allein ihr Lächeln
wohlig warm berührt.

Sie sind alt und weise
oder noch ganz klein.
Engel kann ein jeder
Mensch im Herzen sein.
 

(Kerstin Magirius, 13. 12. 2013)

HERZSPUR

Einsamkeit verhüllt den Tag.
Das Herz klopft leise nur, verhalten.
Hörbarer Sekundenschlag,
unsichtbares Schalten, Walten.

Die Gedanken stehen still,
in die Stille gräbt sich Schweigen.
Komme, was da kommen will,
Einsamkeit zieht ihren Reigen.

Wundgefühlt legt sich der Tag
in ein Bett aus stillen Stunden.
Erntet weinend den Ertrag,
den das Herz für ihn empfunden.


(Kerstin Magirius, 18. 12. 2013)


ENTFESSELT

Wanderschuhe ausgetreten,
Weggefährten ohne Namen.
Augenblicke festgehalten,
fallen aus normalen Rahmen.

Ausgefallenes erproben,
Lebensmotto neu erfinden.
Wanderschuhe ausgetreten
nicht an alte Fesseln binden.


(Kerstin Magirius, 19.12.2013)

 
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