Nachtwanderin
  - SEELENFARBEN -
 

BLICKFANG

Begrenzt
mein Blick,
er hängt sich fest
an jeden Baum.
Aus dem Geäst
schaut er heraus
zu mir zurück,
erleuchtet hell,
erfüllt von Glück.

(Kerstin Magirius, 07.01.2015)

WELLENSPIEL

Einmal noch-
noch einmal mehr,
wundersam
und folgenschwer.

Endlich nur-
nur endlich weit,
eingedenk
der Ewigkeit.

Spürbar doch-
doch spürbar sehr,
das Gefühl
von Wiederkehr.

(Kerstin Magirius, 07.01.2015)

ZARTGEFÜHL

Es fühlt sich an nach spürbar sehr,
nach ganz viel Herz, nach viel und mehr.
Es fühlt sich an, es fühlt sich groß,
so fühlbar sehr reißt es sich los.

Wo will es hin, wer holt es ein?
Kommt es zurück, war es nur Schein?
Es fühlt sich an, noch spürbar sehr,
nach ganz viel Herz, nach viel und mehr.

(Kerstin Magirius, 23.01.2015)

TAGFREMD

Im Feuer gefangen,
verschmolzen zu Glut.
Zwei brennende Seelen,
die Nacht kennt sie gut.

Von Winden umfangen,
erkoren zu mehr.
Zwei brennende Seelen
sie lieben sich sehr.

Am Morgen verwindet,
kein feuriges Licht.
Zwei brennende Seelen,
der Tag kennt sie nicht.


(Kerstin Magirius, 24.01.2015)

UNBESTIMMT

Für kurze Zeit
sowohl als auch.
Nicht wirklich Ganz,
ein zarter Hauch.

Nicht wirklich groß,
doch fühlbar sehr.
Für kurze Zeit
ein Viel und Mehr.

Für kurze Zeit
sowohl als auch.
Was geht, was bleibt?
Ein zarter Hauch…

(Kerstin Magirius, 26.01.2015)

ENTWANDELT

Ich brenne darauf
in kohlschwarzem Kleid,
auf Graublütenwund
im Ruß dieser Zeit.

Ich brenne darin
mit glutrotem Mund,
von Asche bestreut
auf züngelndem Grund.

Ich brenne mir nach
verbrenne in mir.
Lieg urbar und brach
als Neuland vor dir.

(Kerstin Magirius, 16.02.2015)

ENTSEELT

Gefallen im Schlaf,
entwaffnet vom Leben.
Befriedigt, erlöst,
dem Schicksal ergeben.

Besänftigt vom Mond,
ein lichtvolles Hoffen.
Die Seele ist frei,
das Fenster stand offen.

(Kerstin Magirius, 23.02.2015)


HERZZEIT

Das Herz im Kleinen ist versucht
genauso wie im Großen.
Es hat etwas in seinem Kern
von unscheinbaren Rosen.

Kein Licht der Welt durchdringt den Schweif,
verbleicht gefühltes Wollen.
Es hat etwas in seinem Kern
von bittersüßem Schmollen.

Der Bann des Zaubert fühlt sich Groß,
verständigt sich auf warten.
Das Herz des unscheinbaren Glücks,
es wächst in meinem Garten.

(Kerstin Magirius, 04.03.2015)
 

VERBLAUT

Dein rosa Wort im Barbiekleid-
ich hätte es gern grün betupft
und wider der Vollkommenheit
hier und da dran rumgerupft.

Dein rosa Traum im Goldgewand-
ich hätte ihn gern Nachts entschält,
mich wider allem Sinnverstand
heimlich still mit ihm vermählt.

Dein rosa Blick im Glücklichschein-
ich hätte ihn gern tief geschaut
und ihn genippt wie süßen Wein,
doch wäre ich dabei verblaut.


(Kerstin Magirius, 05.03.2015)

DAS HAUS

Das Haus und ich,
ich bin das Haus.
Das Haus wird leer,
ich ziehe aus.

Das Haus und Du,
du ziehst nicht ein.
Das Haus bin ich,
ich bin allein.

Das Haus und Es,
Es bleibt zurück.
Im Haus, in mir,
Es nennt sich Glück.

(Kerstin Magirius, 11.03.2015)

FÜHLSTAND

Aufgefühlt vermessen groß
Hingefühlt erfühltes Los
Angefühlt gefühltes Blau
Abgefühlt betagtes Grau.

Ausgefühlt entfärbter Grund
Nachgefühlt genährtes Wund
Ungefühlt geleertes Sein
Neugefühlt verhalten klein.

Aufgefühlt vermessen groß
Hingefühlt erfühltes Los
Angefühlt entfärbter Grund
Eingefühlt genährtes Bunt.

(Kerstin Magirius, 14.03.2015)


KlANGZEIT

Zeitflügelklänge
sinnlich gewebt,
rhythmisch pulsierend,
Herzton verstrebt.

Sanduhrgefühltes
achtsam gesiebt,
klangvoll beseeltes
lautstill umliebt.

(Kerstin Magirius, 04.04.2015)

GANZ MIR NAH

Ich bin der Seele treu, der meinen,
will mir etwas fremd erscheinen
fühl ich mich, dem Fremd gewogen,
lange noch nicht selbst betrogen

Ich bin die Fremdheit selbst, das Fremde,
steh mit zugeknöpftem Hemde
und mit hoch verschlossnem Kragen,
der Entfremdung zu entsagen.

Ich bin der Seele treu, der meinen,
will sie mir auch fremd erscheinen-
ganz mir nah, im tiefsten Schauen
schenk ich ihr mein Urvertrauen. 

Ganz mir Nah, von Nacht umwoben,
jedem Daseinsgrund enthoben...

(Kerstin Magirius, 21.04.2015)

WENN DIE SEELE KLINGT

Komm und schau-
geh nicht zurück,
halt dich fest
an deinem Licht.
Sei der Welt
wie ein Komet,
der die Dunkelheit
durchbricht.


Spiel dein Lied-
weich nicht zurück,
schenk der Seele
einen Klang.
Lass dich ein
auf dich, dein Selbst
den ureigensten
Gesang.


Und die Welt-
sie hört dir zu
wenn sie spürt,
das bist GANZ du.


(Kerstin Magirius, 03.07.2015)

IM NEBEL

Im Nebel will ich wandern,
so kann kein Weg mich locken.
Ich folge meinen Sinnen
bleib meiner Seele treu.

Und stolpre ich beim Gehen,
so macht kein Schmerz mich wanken.
In dichten Nebelschwaden
verliert sich jeder Sinn.

Nur spüren noch und lauschen,
so schau ich meine Freude.
In undurchdringlich Tiefe
find ich zu ihr zurück.

(Kerstin Magirius, 30.08.2015)

LEBENSFLUSS

Bin an meinem Fluss und lausche,
hör mir zu auf diese Weise.
Lösch den Durst, der mich beseelte
auf der viel zu langen Reise.

Lös den Saum von jeder Faser,
dass sich Fluss und Herz verbindet,
dass sich Fließkraft und Gefültes
in dem Klangbild wiederfindet.

Bin nun selbst des Schöpfers Meister,
zupf die Seiten, die mich führen
dieses Leben, dieses Eine
in der Ganzheit zu erspüren.

(Kerstin Magirius, 31.08.2015)

NOCH EINMAL

Ist ein letztes an dich denken,
bin begütert nicht mit Stunden.
Hab zu meinem Grab gefunden
wo sich Rosen still vermählen
und mir von der Zeit erzählen...
von der Zeit, die mir entschwunden.

Ist ein letztes dir bekunden,
Knie nun nieder vor den Knospen
von der Einsamkeit zu kosten.
Schmeck nicht Trost, auch keine Zierde,
weckt doch Stille nur Begierde
sich zu laben an den Wunden.

Bin noch einmal dir verbunden
in den herbstlich kühlen Winden
mit dir Frieden so zu finden.

(Kerstin Magirius, 18.09.2015)

ZURÜCK

War kurz weg,
was kurz wohl ist?
Zähl die Tage nicht, die Stunden.
Kann noch schneller wie das Licht
diesen Erdenball umrunden.

War bei mir,
wo das wohl ist?
Weiß den Weg nicht mehr, den Weiten.
Ging ihn still mit mir allein,
meine Mitte zu beschreiten.

War ganz ich,
wer ich wohl bin?
Hab mein Bild geschaut, das Meine.
Bin so ganz, so ganz und gar,
so ganz unganz, wie ich scheine.

(Kerstin Magirius, 22.Dezember 2015)

 
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