Nachtwanderin
  GEDANKENPERLEN.
 


ABZWEIG INS NICHTS

Nichts ist vollkommen,
mein Wille gereicht
Seele zu spüren
tief oder seicht.

Nichts ist beständig,
Leben und Tod
reichen die Hand sich
in Reichtum und Not

Nichts will das Leben
von dir und von mir
außer zu SEIN
im Jetzt und im Hier.

(Kerstin Magirius, 22.02.2010)


DEM MORGEN ENTGEGEN

Wüstensand statt Mutterkorn,
Eiszeitblumen blühen.
Genverseuchte Riesenfelder
dir ihr Gift versprühen.

Atemluft aus der Retorte,
keine Frühlingswiesen.
Dafür noch mehr Hungermägen
die im Elend sprießen.

Taube Ohren, leere Worte 
trotz Gezeitenwende.
Macht und Geld um jeden Preis 
bis zum bittren Ende?

IN DEM HEUTE EINGEBETTET
WÄCHST DIE SAAT VON MORGEN

(Kerstin Magirius, 24.02.2010)


SEIFENBLASENGLÜCK

Es menschelt bunt wie Herbstes Farben
aus frohlockend Einkaufsmeilen,
wo sich Wünsche eiligst drängen
der Erfüllung zuzueilen.

Vor der Schwelle ihrer Größe
sieht man Geldbörsen verharren
und voll wehmütig Begehren
resigniert ins Leere starren.

Einkaufstaschen stehn gebeutelt,
übervoll mit all den Dingen,
die dem Menschen kurzzeitlebig
schönste Glücksmomente bringen.

Ungezügelte Gedanken
schlängeln sich hinaus zum Licht,
wo die wunscherfüllte Freude
seifenblasengleich zerbricht.

(Kerstin Magirius, 28.02.2010)


ZWISCHENZEILEN

Zwischenräume
Mauerspalten
hinterlassen
Sorgenfalten
bei den Jungen
bei den Alten
die das Mauerwerk
noch halten.

Mauerblümchen
die sich mühen
im Dazwischen
zu erblühen.
Aus den Nischen
aus den hohlen
blickt die Zukunftsangst
verstohlen.

Zwischentöne
Zwischenzeilen
Hirngespinste
die sich eilen
Meilensteine
aufzuschichten
um die Mauer zu
verdichten.

(Kerstin Magirius, 08.03.2010)

NUR EIN GEFÜHL

Ein Gefühl nur
das hühnereigroß
in meiner Brust
sagt - ich will.

Nur ein Gefühl
das erhaben schwebt
über jedes
leise Nein.

Dieses Gefühl
lässt mich fliegen
grenzenlos durch
Raum und Zeit.

Werde ich je ankommen
in mir? 

(Kerstin Magirius, 04.03.2010)


DING AN SICH

Sinnentleert das formlos Kleid,
ausdruckslos wie es sich windet -
Worte suchend, sich verlierend,
weil es seine  Form nicht findet.

Namenloses Ding an sich
möchte wahrhaft greifbar sein.
Doch die Mühe ist vergebens,
kein Gedanke holt es ein.

 (Kerstin Magirius, 17.03.2010)

PFLASTERSTEINE

Pflastersteine - große, kleine
säumen meinen Weg.
Er ist mal breit, mal grenzenlos
und manchmal nur ein Steg.

Steine liegen überall mir
zu meinen Füßen.
Jeder Stein hat seine Art mein
Gehen zu begrüßen.

Mal ist er rau, mal glatt, mal spitz -
ich spüre Stein um Stein.
Ich spüre - JA, ich spüre dich -
mein Leben, du - mein SEIN.

Nicht missen möcht ich einen Stein,
nicht missen eine Wunde.
Der Weg ist mein, mein ist der Weg,
JETZT  und  jede Stunde.

(Kerstin Magirius, 23.03.2010)

SCHATTEN DES LICHTS

Einst läuteten die Glocken
ohne Unterlass.
Sie schieden von einander
die Liebe und den Hass.

Die Liebe bekam Flügel,
sie flog hinauf zum Licht.
Der Hass wurde zur Sünde
vor Gottes Angesicht.

Nun gibt es dort nur Berge
wo auch Täler sind.
Sind nicht Hass und Liebe
eins wie Sturm und Wind?

Der Liebe schönste Blume
ist dornenreich bestückt.
Trotzdem wird sie begehrlich
von Menschenhand gepflückt.

Wozu also die Trennung?
Es braucht der Mauer nicht.
Je dunkler mancher Schatten,
je heller scheint sein Licht.

(Kerstin Magirus, 04.04.2010)


SCHEINWELT

Jeder will - am besten mehr,
es muss immer noch mehr her.
Luxuriös und voller Glimmer
egal wie, mit was auch immer.

Woher nehmen, wenn die Kassen
nicht mehr klingeln so in Massen?
Von den Menschen, die im Kleinen
jedem müden Cent nachweinen?

Ungehindert soll es fließen,
Reichtum aus dem Boden sprießen
um dann groß damit zu protzen
wenn die Nachbarsleute klotzen.

Prunkhaft bis zum höchsten Grade
wird verschönt oft die Fassade.
Innen bröckelt Stein um Stein -
bald schon stürzt die Scheinwelt ein.

(Kerstin Magirius, 17.05.2010)


STILLE OFFENBARUNG


Im Herzen nur trägt mir das Wort
Offenbarung zu.
Ich fühle sie an jedem Ort,
der mich erfüllt mit Ruh.

Aus Nichts entsteht - scheint sinnentleert -
was sich im Ganzen findet,
wenn man das Ding an sich zerlegt
und Wort für Wort verbindet.

(Kerstin Magirius, 20.05.2010)


ILLUSION

Wer möchte nicht sein
ein Quell reinen Wassers
dem sich die Lippen öffnen zum Kuss?
Wer möchte nicht gern
die Lippen berühren,
mit ihnen spielen
im magischen Fluss?

Wer möchte nicht sein
ein Leuchtturm der Seele,
dem sich die Lippen öffnen zum Wort?
Wer möchte nicht gern
das Wort sich erschließen
als Brücke zur Sehnsucht,
als lieblichen Ort?

Wer möchte nicht sein,
wer möchte nicht gern -
wir sehen die Quelle,
wir sehen das Licht.
Da sind keine Lippen,
kein reines Wasser,
da ist nur ein Traum
der wortlos zerbricht.

(Kerstin Magirius, 27.05.2010)


FORMENBILDER

In einer scheinbar simplen Form
kann sich Geist entfalten.
Er tastet langsam sich voran,
das Formbild zu gestalten.

Mit Augenmaß und Fantasie
ist es sein Bestreben
zu erspüren, zu erfassen,
was der Form gegeben.

Ein geistig Bild wird offenbar -
geboren aus der Kraft,
die durch Schöpfung stetig neue
Formenbilder schafft.

Formenreich ist unser Leben,
groß ist das Empfinden
gelingt es , sich mit diesen Formen
geistig zu verbinden.

(Kerstin Magirius, 15.06.2010)


ABGEHOBEN

Fliegt ein Vogel,
fliegt durchs Leben -
fliegt, nach Höherem
zu streben.

Zieht weit oben
seine Kreise,
ist allein auf
seiner Reise.

Winzig klein muss
ich ihm scheinen,
sieht nicht lachen
mich und weinen.

Nicht der Rose
süßen Duft
atmet er, nur
Höhenluft.

Dafür ist er
abgehoben.
Ob er glücklich
ist, da oben?

(Kerstin Magirius 29.06.2010)

MASKERADE 

Die Maske seiner selbst
hat er wohl gerichtet,
einer Statue gleich
tiefenschön verdichtet.

Als Künstler seiner Art
steht er übergroß
auf der Weltenbühne
und fühlt sich famos.

Doch ein Blick in Tiefen,
die sonst keiner kennt
zeigt, wie seine Seele
Stück für Stück verbrennt.

Show und nur Theater,
keine Wirklichkeit.
Der Künstler ist ein Spieler,
ein Sklave seiner Zeit.

Zwiespalt in der Seele,
zerrissen jedes Wort.
Ewiges Verlangen
trägt die Sehnsucht fort.

(Kerstin Magirius, 06.07.2010)


NARZISSMUS

Was kostet mich das? Denkt er sich
bei allem, was er tut.
Mein Ansehen? Nein bitte nicht,
das ist mein höchstes Gut!

Im Presserummel sucht er sich
nur angesehne Leute.
Noch ein Bild? Ja bitte sehr,
mit wem am besten heute?

Herr Professor Soundso
oder Frau Magister -
sie alle sind ihm sehr willkommen,
auch der Herr Minister.

Und passiert es doch einmal
im Trubel der Posierung,
dass ein Mensch mit auf dem Bild
der ohne Graduierung -

dann wird er einfach ausradiert,
denn Ruhm gedeiht zur Ehre
nur dem, was blühend und vollkommen
sein Ansehen vermehre.

Akribisch schaut er ob nicht doch
ein Fehler ihm passiert.
So ist das Leben dieses Menschen
ziemlich kleinkarriert.

(Kerstin Magirius, 07.07.2010)


LICHTWANDEL

Ein Jeder will im Licht lustwandeln,
seine schönsten Träume leben,
möglichst viele Augenblicke
in den Blütenhimmel heben.

Doch was wäre dieses Leben
ohne Dunkelheit der Nacht?
Niemals könnten wir je sehen
wenn ein neuer Tag erwacht.

(Kerstin Magirius, 27.07.2010)


KLANGVOLLES LEBEN

Worte plätschern laut und leise,
jedes Wort auf seine Weise.
Wie Musik klingt es im Ohr,
lockt Empfindungen hervor.

Hier ein Lachen, dort ein Weinen,
Worte trennen und vereinen.
Wo Gedanken sich erschließen
sieht man Worte sich ergießen.

Wie entfesselt, ohne Sinn
plätschert manches Wort dahin.
Klangvoll ist der Lebensfluss
dem die Stille weichen muss.

Die Natur reiht sich mit ein
in den Strom aus Nichts und Sein.
Soviel Laute, soviel Stimmen
die im Fluss des Lebens schwimmen.

Leben fließt durch dich und mich
stetig und veränderlich.
Worte, die einander finden,
können sich im Hier verbinden.

Hier ist alles, jetzt ist hier.
Worte trage ich zu dir -
strömend in den Fluss der Zeit
klangerfüllter Ewigkeit.

(Kerstin Magirius, 04.08.2010)

DIE WAHRHEIT

Die Wahrheit trägt kein Blütenkleid
das duftend süß sich windet,
wenn sich darin manch faule Frucht
im Verborgenen findet.

Die Wahrheit ist kein Wohlgenuss,
sie ist nicht scheingeblendet.
Dafür schmeckt sie sehr aufrichtig,
in ihrer Art vollendet.

(Kerstin Magirius, 29.08.2010)


DER MENSCH

Der Mensch allein bestimmt für sich
was Recht ist und was nicht.
Er reitet hoch auf seinem Ross
und schenkt sich viel Gewicht.

Sein Wort allein nur zählt als wahr,
er ist vom Schein geblendet.
Der Mensch zieht feige sich zurück
wo seine Scheinwelt endet.

Des Teufels Jünger reiten ihn
des Nachts mit Höllenqualen.
Für jedes Unrecht, das er tut,
muss er schwer bezahlen.

Noch spielt er seine Rolle gut,
noch kann er sich verstecken.
Hinter einer Herde Esel
die ihn huldvoll lecken.

(Kerstin Magirius, 29.08.2010)

ZEIT

Zeit ist wie ein Blatt im Wind,
es löst sich ab vom Baum geschwind.
Zurück findet das Blatt nie mehr.
Zeit ist ohne Wiederkehr.

Zeit ist wie ein Atemzug,
erlebbar, spürbar tut sie gut.
Augenblicke - tief empfunden,
Zeit ist niemals angebunden.

Zeit lässt Spuren oft zurück,
gefühltes Leid, gefühltes Glück.
Sie ist kein Kind der Ewigkeit.
Alles ist verwebt in Zeit.

(Kerstin Magirius, 14.09.2010)

AMBROSISCHES RELIQUIUM

Im Paradies wachsen keine Ähren,
das Korn ist geerntet vor der Zeit.
Die Früchte am Baum der Versuchung
können den Durst des Herzens nicht stillen.

Das ambrosische Reliquium
gleicht einem Windhauch
der im Nebelmeer ertrinkt.

Wer die Liebe im Paradies sucht
schließt die Dunkelheit aus.
Er wird geblendet sein am Ende,
verloren - wie Verlorenheit nur sein kann.

Die Wahrheit ist ein Wagnis der Zeit.
Sie hinterlässt den Biss eines
Schlangenwurmes im Herzen.

Nachtschwere Ernüchterung folgt
lichtlosem Glanz.

(Kerstin Magirius, 19.09.2010)

GEL(I)EBTER GLAUBE

Im Glauben leben wir,
im Glauben lieben wir.
Wir glauben zu wissen
und wissen doch nichts.

Wir sehen die Dinge
als dinghaft gegeben.
Wir denken den Glauben
und halten ihn fest.

Wir gehen durchs Leben
dem Glauben behaftet.
Wir sind, was wir glauben
und finden uns nicht.

Am Ende verlieren wir
nicht nur den Glauben...

(Kerstin Magirius, 14.10.2010)

ES WAR EINMAL

Es war einmal
vor langer Zeit,
wir stehen da und sieben.
Von dieser Zeit,
von dem was war
ist nicht sehr viel geblieben.

Ein Bild vielleicht,
und manch Gefühl
das sich noch in uns findet.
Ein kleines Stück
Erinnerung
das Zeit und Raum verbindet.

Es war einmal
lang ist es her,
wir haben viel vergessen.
Doch lässt sich nichts
von dem was war
an Tiefe je ermessen.

(Kerstin Magirius, 09.11.2010)

WORTGESTEIN

Es waren die Worte,
sie wurden zu Stein -
kein Mensch konnte sie 
ertragen.
Es sind all die Steine
verhärtetes Leid
im Herzen spürt man
sie nagen.

Es sind ihrer Viele
verloren, allein.
Strandgut der Seele,
Worte aus Stein.

(Kerstin Magirius, 26.11.2010)

ERLEUCHTUNG

Schon immer wollt ich Engel sein,
als Unschuldslamm mich preisen.
Voll Liebreiz, ohne Sündenpfuhl
als Licht durchs Leben reisen.

Da traf ich Gott in einem Traum.
Er sprach mit weißer Stimme, 
dass ich als Licht wie Feuer auch
in Zeit und Raum verglimme.

Ich fragte ihn "Was soll ich tun,
wie kann ich dir gereichen?"
Da lachte Gott, er lachte laut,
das war für mich ein Zeichen.

Ich sagte mir, auch Gott ist Mensch.
Der Mensch wurde erschaffen,
damit Gott nicht alleine ist
im Tierreich mit den Affen.

Seither bin ich halt wie ich bin,
ich bin kein Dauerbrenner.
In Dunkelheit gebiert das Licht,
so bring ichs auf den Nenner.

Es leuchtet hier, es leuchtet da
aus Fenstern und aus Herzen.
Und wenn ein Licht mal nicht mehr brennt, 
dann gibt es ja noch Kerzen.

(Kerstin Magirius, 29.11.2010)

VOLKsKUNST

Es ist der Kunst Obliegenheit
Gedanken zu vollenden,
sie in Wort-und Bildgestalt
unters Volk zu senden.

Es ist des Menschen Aderlass,
der sich darin findet,
der das Kunstwerk und das Volk
untrennbar verbindet.

(Kerstin Magirius, 29.11.2010)

 
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