Nachtwanderin
  SCHMUNZELECKE.
 


AM SCHWANENTEICH

Am Schwanenteich verirrte sich
bei Nacht ein Entenpärchen.
Es küsste und liebkoste sich,
da staunten selbst die Lärchen.

Der ganze Teich errötete
bei soviel Entenliebe.
Schon erwachten überall
die ersten Frühlingstriebe.

Nur die Schwäne blieben weiß
und scheinbar unberührt.
Sie haben Ihren Liebestanz
in Heimlichkeit vollführt.

Was noch geschah - das weiß der Teich
und sicher auch der Mond.
Beide haben sie mit Freude
dem Schauspiel beigewohnt.

(Kerstin Magiruis, 11.02.2010)

BALLADE VOM FISCH

Ein Fisch ging an den Haken
dem Fischer auf dem Rhein.
Der angelte seit Stunden
bei Nacht und Mondenschein.

"Ach lass mich wieder schwimmen,
sieh mich doch einmal an",
der Fisch zog rasch den Bauch ein -
"an mir ist nicht viel dran".

Der Fischer warf erschrocken
den Fisch wieder zurück.
Der sagte artig "Danke"
und wünschte ihm viel Glück.

Noch lange saß der Fischer
im Boot ganz still und stumm.
Ein Fisch hatte gesprochen,
das brachte ihn fast um.

Seither geht er des abends
zur Räucherbar und trinkt -
auf diesen Fisch am Haken,
der ihm im Traum oft winkt.

(Kerstin Magirius, 24.02.2010)


DER SPIEGEL

Der Spiegel sah mich heute an
als wollte er mir sagen -
" Wie soll ich dich in diesem Outfitt
länger noch ertragen?"

Da zog ich alle Sachen aus
und lies ihn mich betrachten.
Der Spiegel - dieser alte Gauner,
tat genüsslich schmachten.


(Kerstin Magirius, 01.03.2010 )

BESCHRÄNKTES

Auf einer Farm da zankten sich
der Esel und das Schwein.
Die Kühe saßen ringsherum
und tranken süßen Wein.

Nicht weit entfernt von dieser Farm,
da zankte sich der Bauer
mit seinem Weib wegen der Milch,
die war schon wieder sauer.

So zanken Tier und Mensch noch heut
mit wachsendem Begehren.
Das Leben wär auch viel zu schön
würd man es nicht erschweren.

(Kerstin Magirius, 10.03.2010)

"AL DENTE"

Ein  Ei rollte vom Tellerrand
weil es den Teller unschön fand.
Nun kullerts auf dem Tisch herum
und tut mit Mensch und Teller dumm.

Der Waldi spürt  - dank Hundeslist,
dass seine Chance gekommen ist.
Er winkt mit schönster Schwanzespracht
dem Ei  - bis es herunterkracht.

Das Ei findet so jäh ein Ende.
Dem Waldi schmeckts -
es ist "Al dente."

(Kerstin Magirius, 16.03.2010

ENDLICH 

"Endlich"  sagt das
Rind zum Schwein,
"endlich kann ich
Rindvieh sein.

Endlich nicht mehr
gackern müssen
oder einen
Esel küssen.

Endlich kann ich
wieder muhen
und in Frieden
selig ruhen."

Freudig muht
das Schwein zurück -
"Wir sind Nachbarn,
welch ein Glück."

(Kerstin Magirius, 02.07.2010)

HANGHUHN

Ein kurzes und ein langes Bein
wollten gerne gleichlang sein.
Sie hüpften durch das Weidegrün,
doch vergeblich war ihr mühn.

Immer waren sie verschieden,
dabei ist es auch geblieben
bis der Bauer sie beglückte
und sie von dem Hang entrückte.

In der Welt, wo sie jetzt leben,
ist das Weideland nur eben.
Das Hanghuhn wurde zur Legende,
damit bin ich gleich am Ende.

Heute gibt es viele Beine
die sich stellen gern zum Scheine -
angeschrägt - damit sie hinken,
um damit die Welt zu linken.

Wo das Mitleid wird zum Mittel
für den Profitiantentitel,
ist es ratsam erst zu schauen
ob man kann dem Huhn vertrauen.

Später, in der Hühnersuppe,
schmeckt man dann die falsche Truppe.
Das `zu spät` wirkt ewig lange
und dem Magen wird recht bange.

Darum prüfe man gemächlich
ob das Hanghuhn auch tatsächlich
hinkt am Hang wo Schafe weiden,
das verhindert Magenleiden.

(Kerstin Magirius, 18.08.2010) 

BLINDES VERSTEHEN

Die Fliege fliegt zum Fenster,
sie schaut dem Regen zu.
Der Regen sieht die Fliege,
er winkt ihr tröpfelnd zu.

Die Fliege ist verlegen,
sie mag den Regen nicht.
Nur mühsam zaubert sie
ein Lächeln aufs Gesicht.

Dabei denkt sie an Sonne,
an ihren Freund, den Wind.
Der Regen sieht das Lächeln
und freut sich wie ein Kind.

Er trommelt immer lauter,
der Fliege zu bekunden
wie sehr sein Herz sich freut,
dass er sie hat gefunden.

Der Fliege wird es schummrig,
sie wird  ganz starr und stumm.
Die Angst hält sie gefangen,
das Trommeln bringt sie um.

Dem Regen ist es Freude
die Fliege zu betrachten.
Er spürt in seinem Herzen
ein sehnsuchtsvolles Schmachten.

So zarte Fliegenflügel,
wie weich müssen sie sein.
Doch plötzlich fällt die Fliege
vom Fenster wie ein Stein.

Der Regen ist am Grübeln,
er kann das nicht verstehen.
Was ist nur mit der Fliege
mit einen mal geschehen?

Will sie vielleicht schlafen?
So wird es sicher sein.
Er hüllt sie im Gedanken
mit warmen Nebel ein.

Darin kann sie nun ruhen
und schöne Träume hegen.
So denkt er sich und fliegt
dem Horizont entgegen.

Am Abend wird er wieder
an dieses Fenster klopfen,
die Fliege zu beglücken
mit lauten Regentropfen.

(Kerstin Magirius, 31.08.2010)

DAS SPIEGELBILD

Der Baum am Teich
versank im Wasser,
dabei wurd er nass
und nasser.

Irgendwann war
er ertrunken,
ganz in seinem Bild
versunken.

Doch dann ging die
Sonne baden
und sein Spiegelbild
nahm Schaden.

Von den Vögeln
in der Nähe
lachte lauthals nur
die Krähe

Seither kämmt die
Trauerweide
ihre Haare nicht
zur Seite

Auf dem Teich vor
ihren Füßen
tun die Enten sie
begrüßen

Doch die Weide
sieht das nicht,
denn ihr Blick ist
spiegeldicht.


(Kerstin Magirius, 01.10.2010)

ZWEI MONDE

Zwei Monde schienen in die Nacht, 
sie trafen sich am Teich.
Der eine Mond war bettelarm,
der andre Mond war reich.

Das Wasser lud die Monde ein,
der Teich war spiegelglatt.
Dem einen Mond knurrte der Magen,
der andre Mond war satt.

Der satte Mond sank auf den Grund,
den Bauch voller Schogetten.
Der Hungrige war viel zu leicht,
er konnte ihn nicht retten.

Seither gibt es nur einen Mond,
doch weiß das nur die Nacht.
Mal nimmt er ab, mal nimmt er zu,
so schöpft niemand Verdacht.

(Kerstin Magirius, 31.10.2010)

 
  163514 Besucher