Nachtwanderin
  SONSTIGES.
 


ALBTRAUM

Schwant mir nicht - von ungefähr
jegliches Entschwinden?
In den morschen Mauerresten
kann ich mich nicht finden.

Zwischen Speck und rotem Wein
winken fette Maden,
die im Morast der Gefühle
wohl genüsslich baden.

Schonungslos lässt mich mein Hirn
in dem Sumpf ertrinken.
Kaum erträglich, wie manch Worte
nach Erbrechen stinken.

Ausgesondert, ausradiert
finde ich mich wieder.
Albtraum greift nach meiner Seele,
bricht mir alle Glieder.

(Kerstin Magirius, 27.06.2010)

AUGENBLICKE

Weiß ist der Himmel,
die Blätter sind grün.
Bunt sind die Blumen
die um mich erblühn.

Rot ist die Rose,
blau jedes Wort
das ich dir schrieb
an diesem Ort.

Warm ist dein Atem,
weich deine Haut.
jede Berührung
ist mir vertraut

Still ist der Morgen,
lautlos der Wind.
So viele Knospen
die blütenlos sind.

Hell scheint die Sonne,
warm ist ihr Licht
warm wie das Lächeln
in deinem Gesicht.

Nur Augenblicke,
gefangen in mir.
Ich lasse sie frei,
sie fliegen zu dir.

(Kerstin Magirius, 04.08.2010)

EINE KLEINE ZIGARETTE

Eine kleine Zigarette
lag am Straßenrand.
Sie war viel zu dünn gedreht
als ich sie da fand.

Ich legte sie auf eine Bank,
sie war wirklich klein.
Vielleicht sollte sie nie wirklich
Zigarette sein.

Vielleicht war sie ein Versehen
so, wie manch ein Kind,
das dann ungeliebt verstoßen
haltlos fliegt im Wind.

Eine kleine Zigarette -
lang lag sie noch hier.
Irgendwann nahm sie ein Trinker
und rauchte sie zum Bier.

(Kerstin Magirius, 07.10.2010)

TRAUMZAUBER

Im Traum war es
ein offnes Wort,
es wog nicht Müh noch Leid.
Es war verbindend,
hell erleuchtend
für das Seelenkleid.

Am Tag war es
nur noch ein Wort,
vom Herzen unberührt.
Wer es hörte hat
darin die Seele
nicht gespürt.

Doch wurd es Nacht -
wie war es hell
und warm in seinem Klang.
Es war die Liebe
die im Wort ganz
leis im Traum mitschwang.

(Kerstin Magirius, 09.09.2010)

ES

Es ist, egal wie man es nennt.
Es ist, als wenn etwas verbrennt.
Zurück bleibt nur ein leerer Raum.
Es war einmal, man glaubt es kaum.

Es ist, egal wie man sich müht.
Es ist, als wenn etwas verblüht.
Vorbei ist es, nicht greifbar mehr,
verloren, ohne Wiederkehr

Spürbar nah, dem Nichts entsprungen
ist es einfach so verklungen.
(Kerstin Magirius, 09.09.2010)
 

LETZTE SCHLACHT

Nebelhörner tönen
sternenklare Nacht.
Auf den Meereswogen
tobt die letzte Schlacht.

Schiffe treiben hilflos
kämpfend gegen Wind.
Uferloses Dunkel,
hilflos weint ein Kind.

Riesenwellen türmen
sich bedrohlich auf,
stürzen auf die Schiffe,
brechen ihren Lauf.

Morgenröte blutend
legt sich auf das Meer.
Aufgesetzte Stille
wiegt unendlich schwer.


(Kerstin Magirius, 15.09.2010)

KORNBLUMENBLAU

Könnt ich noch einmal
die See und du,
der Morgenwind
spürbar lau.
Pochendes Sehnen
irgendwo
erstes herbstliches Grau.

Könnt ich noch einmal
näher als nah
Kornblumenblau
dir pflücken
und deine Seele
wundersam
mit meinem Herzen beglücken.

Könnt ich noch einmal,
Herbstzeitloses
mit meiner Seele
versprühen.
Nichts ist vergeblich,
kein Gefühl
um wieder neu zu erblühen.

(Kerstin Magirius, 26.09.2010)

MUTTERLIEBE

Nur eine Mutter
ist so voll Liebe
für das Kind
das sie gebiert.
Nur eine Mutter
kann so leiden
wenn sie dieses
Kind verliert.

Nur eine Mutter
kann ermessen
was dem Kind
am Herzen liegt.
Nur eine Mutter
liebt beständig
auch wenn sie der
Tod besiegt.

Wenn die Mutter
ist gegangen
steht an ihrem
Grab das Kind.
Spürt die Nähe
seiner Mutter,
Seelenflügel
trägt der Wind.


(Kerstin Magirius, 17.11.2010)

 

MUTTERHERZ

Es wurzelt tief
im Abendgrund,
am Weiher bei den Erlen.
Der Nebel hat es
übersät
mit feinsten Liebesperlen.

Es pocht ganz laut
zu später Stund
in mir vertrauter Weise.
Es ist die Mutter,
die mich ruft,
sie ist auf Seelenreise.

(Kerstin Magirius, 17.11.2010)


GESTRANDET

Sturm verwunden,
heim gefunden.
Diese Stille 
gleichsam schwer.

Nicht ein Klingen,
nicht ein Schwingen,
keine Welle 
spür ich mehr.

Nur ein Gleiten,
Mäßigkeiten,
ohne Sturm und
ohne Drang.

Wellen, die an
mir zerschellen
spüre ich ein 
Leben lang.

(Kerstin Magirius, 01.12.2010)

SCHATTEN DER NACHT

Die Zeit ist gekommen, sie wollen dich holen.
Kämpfe mit aller Macht!
Es sind ihrer viele, Teufelsgestalten,
sie werden kommen bei Nacht.

Sie wollen dich quälen, dich mardern und brechen,
du musst diese Tragik beenden!
Sonst werden sie siegen, das darf nie geschehen.

Kämpfe, das Blatt noch zu wenden!

Es gibt einen Namen, du musst ihn benennen.
Suche den Grund für die Schmerzen!
Suche den schuldigen Schurken zu stellen,
er nagt dir schon lange am Herzen.

Am Tag scheint die Sonne, als wär nichts geschehen.
du möchtest die Stille umarmen.
Doch ist es nur Schein, verblendetes Licht.
Das Schicksal kennt kein Erbarmen.

Kämpf weiter mein Freund,  lass dich nicht besiegen,
kämpfe mit aller Macht!
Kämpfe für alles, kämpf um dein Leben!
Hab keine Angst vor der Nacht...

(Kerstin Magirius, 02.12.2010)

AUF ABWEGEN

Wir weinen nicht, wenn wir lachen.
Wir tragen das Gesicht nicht in den Sand.
Am Abend liegt der Mond auf dem Feld
und träumt von Sternen, die ihn umarmen.

Wenn der Morgengott sich wäscht
mit dem verlorenen Augenblick,
dann fragt sich kein Ewigkeitsverlangen
ob die Stunde den Erdenball umrundet.

Dieses, was so unvorstellbar schön
das Licht der Welt entzündet,
hat schon lange Ansprache gehalten
mit dem Eigentlichen, in uns.

Es wartet darauf, geborgen zu werden,
wie ein Schatz im Schlaraffenland,
wie eine Krone aus Purpur, die vom
Abendwind durch die Lüfte fliegend

endlich Heimat findet...


(Kerstin Magirius, 03.12.2010)

GLÜCKSELIGKEIT

Glückseligkeit will sich entfalten
im Lustwandel der Natur,
von Entsagung keine Spur.

Friedlich tickt die Lebensuhr
in Gedanken, die sich halten
zwischen alten Mauerspalten.

Glückseligkeit will sich ergießen
in der kalten Jahreszeit,
Seelenfrieden macht sich breit.

Winter webt sein kunstvoll Kleid,
schmückt damit manch verwelkte Wiesen
wo manch Glücksmomente sprießen.

(Kerstin Magirius, 07.12.2010)


LIED DER MUNDTOTEN

 
Gelähmt der Schmerzen
tief im Herzen
floh ich fort
dem selig Ort.

Die Blumen blühen
jetzt ohne mich
am Ganges
des Lebens.

Die Augen der Sonne
beleben den Rest
an lieblichem
Erscheinen.

Es ist Vollbrachtes,
Erwachtes,
das sich erhebt
und ewig lebt...

allem Irrsinn zum Trotz.

*

Im Mondenschein
liegt verborgen
das Amen
der Glückseligkeit.

Wer will es sehen
wenn nicht ich?

Sollte ich eilen
zwischen den Zeilen
zu finden
den heiligen Krug?


**


Kein Morgen
trägt mehr deinen Namen.
Kein Abendlied,
das von dir singt.

Verstummt ist die
Kantate der Lieblichkeit.
Da, im Fluss kann
ich es sehen.

So klar und schön
in anmutig Gewand,
was ich im Einst
für dich empfand.

***


Allmächtigkeit -
du Mutter Gottes,
trage mich hinüber
zu dir!

Lass die Brücke
der Sehnsucht
gespannt
für den, der ihr folgt.

In Schweigen hülle
ich mich ein,
will nun ewig
mundtot sein.

****

(Kerstin Magirius, Dezember 2010)
 
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