Nachtwanderin
  .ABSCHIED-TRAUER.
 

ENTFREMDUNG

Zerrissen wie die Wolkenwand
sind einst zarte Liebesbande.
Die Vertrautheit ist dem Herzen
eine große Unbekannte.

Fremde Schiffe gehn vor Anker -
unberührte Augenblicke,
die ich mit entleerter Seele
wieder in die Fremde schicke.

Irgendwo ist es geblieben
dieses nahe sich empfinden.
Alles würd ich dafür geben
könnte ich es wiederfinden.

Wie das Tropfen der Gedanken
hänge ich die Tränen auf,
seh die Wolken, wie sie ziehen,
nehm den kalten Wind in Kauf.

Viele Menschen seh ich eilen
hin zum Strand der Ausweglosen,
wo die Wellen der Verzweiflung
ungebremst ans Ufer tosen.

Möwen tragen meine Hoffnung
durch die Brandung weit aufs Meer.
einsam steh ich hier und warte,
hoff auf deine Wiederkehr.

(Kerstin Magirius, 01.03.2011)

MANCHMAL

Manchmal ist es einfach so.
Wer kann es erklären?
Ein Dazwischen
zwischenmenschlich
will das Herz beschweren.

Manchmal ist es einfach da.
Wer kann es verstehen?
Sind zwei Menschen
die deswegen
auseinander gehen.

Manchmal tut es einfach weh.
Wer kann es begreifen?
Sind Gedanken,
die verloren
in die Ferne schweifen.

(Kerstin Magirius, 25.03.2011)

NUR EINMAL

Unter der alten Krüppelkiefer
wolltest du liegen
einmal nur
sagtest du.

Heut streu ich deine
Asche breit
darunter.

Bald werden viele
kleine Krüppelkiefern
darauf wachsen,
verwachsen
mit dir.

(Kerstin Magirius, 29.05.2011)

LIPPENBEKENNTNIS

Ich träumte mich zu deinen Lippen -
irgendwann, vor vielen Jahren.
Als wir uns noch grün wie Frühling,
und vertraut im Herzen waren.

Heute zieht der Herbst am Ruder,
reißt die Segel hin - und her.
Deine Lippen und die Meinen,
beide finden sich nicht mehr.


(Kerstin Magirius, 18. 06. 2011)


VOM WIND VERWEHT

Vom Wind verweht
der Geisterflug
aus sinnlichem
Begehren.
Zurück bleibt
ein entgleister Zug
mit hungrigen
Schimären.

Sie kratzen sich,
sie beißen sich,
sie speien Hass
ins Feuer. 
Das traute Glück
der Zweisamkeit
gebiert zum
Ungeheuer.

Der Vorhang fällt -
ein letzter Schrei,
dann schlürft die Nacht
die Wunden.
Verlorenheit -
sie kämpft sich frei,
sie hat zum Licht
gefunden.

(Kerstin Magirius, 30. Oktober 2011)

 
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