Nachtwanderin
  .SCHMUNZELECKE.
 


STILLES EINVERNEHMEN

Niemand saß auf einer Bank,
Keiner saß daneben.
Jemand setzte sich dazu,
still war das Erleben.

Jemand räusperte sich laut,
Keiner musste niesen.
Niemand kratzte sich am Bein,
kurz war das Genießen.

Keiner griff nach seinem Hut,
Niemand hats gesehen.
Jemand schaute Niemand an,
blind war das Verstehen.

Niemand stand als Letzter auf,
zu dritt gingen sie fort.
Keiner sitzt mehr auf der Bank,
verlassen ist der Ort.

(Kerstin Magirius, 05.01.2011)

KINDERZEIT

Ein rosarotes Wolkenband
schmückt die weiße Giebelwand.
Kinderhände malen fleißig
an das Haus von Oma Kreisig.

Max, der Größte von den Kleinen
lässt die Sonne goldgelb scheinen. 
Lindas Hand malt Frühlingswiesen
worauf bunte Blumen sprießen.

Paul träumt sich mit roten Klecksen
zu den Feen und zu den Hexen.
Gottfrieds Pinsel ist in Eile,
er lässt nichts gemaltes heile.

Heinz schickt dafür seinen Drachen
mit weit aufgesperrten Rachen
der den Gottfried fressen soll,
alle Kinder findens toll.

Nur die Oma Kreisig nicht, 
sie verzieht bös ihr Gesicht.
Gruselig wie eine Hexe
schaut sie auf die bunten Kleckse.

Alle Kinder sieht man rennen,
manche sind vor Angst am Flennen.
Holt die Hexe ihren Besen
ist es das für sie gewesen.

Oma Kreisig aber schmunzelt,
ist sie auch schon sehr verrunzelt - 
heimlich lacht sie in sich rein,
wie schön ist es doch, Kind zu sein.

(Kerstin Magirius, 24.02.2011)

"SCHWEIN" GEHABT

Ein Wolf schleicht durch das Unterholz,
will das Schwein erbeuten.
zum Greifen nahe ist es ihm,
als die Glocken läuten.

"Schon so spät! " ruft laut das Schwein,
"Ich muss doch in die Messe.
Wie krank und dümmlich muss ich sein,
dass ich das stets vergesse."

Der Wolf traut seinen Ohren nicht.
Ein Schwein, das krank und dumm?
Das mag er nie und nimmer mehr,
verdrossen kehrt er um.

(Kerstin Magirius, 04.03.2011)

WIRRSINN

Man könnte meinen
Nebelschwaden
sind es, die im Regen
baden.

Dabei tut der Regen
baden
in den grauen
Nebelschwaden.

Oder gehen
Regenschwaden
in dem grauen Nebel
baden?

(Kerstin Magirius, 18.03.2011)

WORTLOS

Als ich mich einst nach dir sehnte -
dürr im Herzen, leer im Magen,
wollte ich so viel an liebes
dir in meinem Hunger sagen.

Jetzt, wo ich so voll gegessen,
dass es bläht in mir vor Fülle,
dringt aus jeder kleinen Öffnung
meines Herzens nur noch Gülle.

(Kerstin Magirius, 26.05.2011)


KETTENREAKTION

Du hast gehustet,
das Kalb ist erschreckt. 
Es hat sich verschluckt
und ist dabei verreckt. 

Die Kuh starb vor Kummer,
der Bauer war platt,
was doch so ein Husten
für Nachwehen hat... 


(Kerstin Magirius, 02.06.2011)

wIRR-SINN

Es laubt das Blatt
von Grün sich satt,
es wiehert sich 
die Zähne.
Die Mücke kämmt
den Penis platt,
der Nacktfrosch
seine Mähne.

Und fliegt das Haus
zum Himmel hoch,
dann wird es Zeit
zu schauen,
ob nicht die Esel
auf dem Dach
sich gar zu
springen trauen.

(Kerstin Magirius, 24.06.2011) 

KATZEN DIÄT

Geschwalbtes unterm Dach sich neckt,
die Katze hat es lang entdeckt.
Sie schleicht ums Haus,
dreht rund um Runde
und verliert dabei
manch Pfunde.

Am 
Morgen
ist die Katz
verschwunden,
sie
drehte wohl
zu viele Runden...

(Kerstin Magirius, 30.06.2011)

FAKT

Du hältst so manchen Spruch bereit 
wie "Anstand muss man leben".
Ich bleibe schon beim ersten Wort
an deinen Lippen kleben.

Dein liebster Spruch geht mir ins Hirn
und rutscht von da aus runter.
Er heißt "Wer Geist und Hof nicht pflegt
wird platt wie eine Flunder".

Ich geb mir wahrlich redlich Müh
der Flunder zu gereichen,
doch weicht kein Gramm von meinem Fett,
das ist kein gutes Zeichen.

Du meinst, ich solle Gott getreu
das Leben achtsam ehren.
So tu ich ohne Quälerei
mein Pfundsgewicht vermehren.

Und sollte - ja, kommt je der Spruch,
"Du siehst aus wie ne Tonne"
Dann zieh ich mich von dir zurück
und werde eine Nonne.


(Kerstin Magirius, 23. Juli 2011)

DENKERSTIRN

Ich bügel mir Falten
auf Nase und Stirn,
dann sieht es so aus
als hätte ich Hirn.

Das Denken an sich,
das fällt mir nicht schwer.
Nur ist mein Gehirn
gerade recht leer.

So bügel ich kräftig
Falte für Falte,
dass meine Tarnung
recht lange halte.


(Kerstin Magirius, 03. September 2011)

DIE FLIEGE

Die Fliege lässt das Fliegen nicht,
sie fliegt mir stetig ins Gesicht -
setzt sich auf Auge, Nase, Mund,
das Ganze wird mir jetzt zu bunt.

Ich drohe ihr, sie zu erschlagen,
würde sies noch einmal wagen.

Die Fliege fliegt kurz Richtung Wand
und betrachtet meine Hand.
Dann fliegt sie mutig Richtung Wange,
doch da sitzt sie nicht sehr lange.

Meine Hand hat sie getroffen.
Wer der Sieger ist, bleibt offen.

(Kerstin Magirius, 27. Oktober 2011)
 


AUSWEG


WeisNichtWie und WeißNichtWas
plaudern ohne Unterlass.
WirdSchonWerden strickt am Ofen
einen Sack für die zwei Doofen.

Dort hinein wird er sie stopfen
und gehörig auf sie klopfen.
Opfern will er Müh und Schweiß
bis nur übrig bleibt IchWeiß.

Mit der Hoffnung strickt er weiter,
strickt an der Gedankenleiter,
lässt sie wachsen und gedeihen
um sich endlich zu befreien.

Denn das WeißNicht ist geschuldet
nur dem Umstand, der es duldet.


(Kerstin Magirius, 20. November 2011)

 DER WEIHNACHTSBAUM

Der Weihnachtsbaum ist bunt geschmückt,
er steht im Sonnenschein.
Eine alte Pudeldame
pinkelt ihm ans Bein.

Auf die Spitze seiner Krone
setzen sich zwei Spatzen,
die in boshafter Manier
miteinander schwatzen.

Als es dunkelt dann, am Abend,
schüttelt ihn der Wind.
Dazu hüpft und tanzt und lacht
laut ein kleines Kind.

Endlich denkt er, endlich Nacht,
Stille senkt sich nieder.
Seinen Traum vom Weihnachtsbaum
träumt der Baum nie wieder.

(Kerstin Magirius, 27.11.2011)

DER BLEISTIFTSPITZER

Der Bleistiftspitzer
spitzte
Blei
mit einem
Mahlwerk
aus Shanghai.

Dem Stift,
dem war 
das
einerlei.
Der Miene nicht,
sie brach entzwei

(Kerstin Magirius, 08.12.2012)

DER MOND

Der Mond schaut mir zum Fenster rein,
er sieht mein nacktes Wadenbein.
Er schaut es an und kanns nicht lassen,
mein Bein genüsslich anzufassen.

Schon kribbelts mir bis auf die Knochen,
der Mond will wohl ein Süppchen kochen. 
Ein Wadensüppchen mit viel Kümmel,
das stärkt dann seinen kleinen Lümmel.

Das Wadenbein deck ich schnell zu,
die Nachtgedanken gehn zur Ruh.
Der Mond scheint immer noch ins Zimmer.
Doch mein Bein - das kriegt er nimmer!

(Kerstin Magirius, 14.12.2011)

 
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