BERÜHRUNG I

Noch einmal spürt das Blatt den Stift -
kaum fängt er an zu schreiben,
will es sich mit jeder Faser
zärtlich an ihn reiben.

Noch einmal dringt der Stift ganz tief -
das letzte Wort zu binden -
in das Blatt, das stöhnend bebt,
voller Lustempfinden.

Noch einmal sind sich beide nah,
dann muss der Stift enteilen.
Das Blatt bleibt ewiglich berührt
von des Liebsten Zeilen.

(Kerstin Magirius, 13.02.2011)


BERÜHRUNG II

Ein Federkiel aus feinem Hause
schrieb mit adliger Manier
Worte sinnlichster Verführung
auf vergoldetes Papier.

Ganz ungeniert lies er es fließen -
nur, um sich dem Blatt zu schenken,
das im Höchstmaß an Erregung
sich versuchte abzulenken.

Das Oberhaupt von Siebenbrücken
(dessen Hand die Feder führte)
war der Spannung nicht gewogen
die er zwischen beiden spürte.

Der Federkiel flog aus dem Fenster-
schuldig wegen all den Dingen,
die dem Ansehen bei Hofe
schnell den guten Ruf abringen.

Der Liebesbrief wurde zerrissen
irgendwann im Bach gefunden.
Dessen Hand die Feder führte
ist seit jenemTag verschwunden.

(Kerstin Magirius, 15.02.2011)

EIN HAUCH SEHNSUCHT

In deinem Brief
ein Hauch von Sehnsucht,
fasertief hineingraviert.
Lesbar noch nach
vielen Jahren
ohne das er
sich verliert.

Aus jedem Wort
tropft tief gefühltes
deines Herzens in mein Sein,
füllt mich aus mit
leisem Sehnen,
holt mich in den
Träumen ein.

Deine Liebe
die du sendest,
von der Feder festgehalten,
wird im Gegensatz
zur Tinte
auch nach Jahren
nicht erkalten.

(Kerstin Magirius, 01.03.2011)