Nachtwanderin
  GEDANKENPERLEN...
 

VERTAGEN

V e r t a g e n
steht
da
und
die vielen
Tage
danach
warten
auf 
das
Vertagte

noch immer...

(Kerstin Magirius, 14. Januar 2012)
.....

FASSUNG WAHREN

Der Form zuliebe
füllen wir
Leichtes
in das
Gefäß.

Es könnte
zunehmen,
unförmig werden,
unschön
zerbrechen...

und Jeder
könnte
es sehen.
Jeder.
Wer ist Jeder?

(Kerstin Magirius, 14. Januar 2012)

.....

ICH UND ES

"Müsste ich nicht"
fragt der Sturm
"dich an den Wurzeln packen?
Dich schütteln aus dem alten Ich
mit deinen blöden Macken?"

"Müsste ich nicht"
fragt das Es
"dann rein sein wie ein Quell?
Ich wäre sonnenlichtdurchflutet,
schiene viel zu hell."

"Müsste ich nicht"
fragt der Sturm,
dann hört er auf zu wehen.
Das Es hält fest an seinem Ich,
er kann das nicht verstehen. 

"Müsste ich nicht"
fragt das ich
da plötzlich in die Runde...
"mich fallen lassen wie ein Blatt -
jetzt, in dieser Stunde?"

"Müsste ich dann ?"
fragt das Es,
der Sturm schaut ratlos drein.
Das Ich gibt sich den Todesschuss,
es möchte nicht mehr sein. 

(Kerstin Magirius, 24. Januar 2012)

..... 
 
  GESTERN

Am Horizont ein Nebelschweif,
das Gestern breitet seine Schwingen
in das unbekannte Weite
um dort leise zu verklingen.

Ein letzter Gruß von Ferne winkt,
das Herz möchte darin versinken
und ein allerletztes Mal
aus dem Quell von gestern trinken.

(Kerstin Magirius, 16. Februar 2012)
.....


STREBSAMKEIT

Die Bäume streben in die Höhe,
der Mensch tut es den Bäumen gleich.
Gemeinsam strecken sie die Arme
zum entfernten Himmelreich.

Dem Menschen weitaus überlegen
trägt der Baum die größre Krone.
Nicht aus Gold sind ihre Blätter,
doch gereicht sie ihm zum Lohne.


(Kerstin Magirius, 23. Februar 2012)


LEICHTGLÄUBIG

Gehörtes
glaubt sich
fest,
schlägt
Wurzeln
auf 
unfruchtbarem
Boden.

Soviel,
das da krankt,
im Keim
erstickt.

Trennendes
Erwachen
am
Ende...


(Kerstin Magirius, 03. März 2012)
.....

ENTSPRECHUNG

Dem Herzen ist es mitgegeben, 
es schlägt in Freude und in Leid.
Auf der Wanderung durchs Leben
wandelt sich das Seelenkleid.

Es gleicht dem Baum in meinem Garten,
der im Frühling freudig blüht.
Doch im Herbst wird sein Ergrünen
von Vergänglichkeit bemüht.

Dieser Baum wird lang noch stehen - 
reift in seiner Zeit, wird weise.
Wie die Seele schöpft er Tiefe,
wird gezeichnet von der Reise.


(Kerstin Magirius, 20. März 2012)
.....
 

UMWÖLKT

Wolkenreiter
auf deiner Stirn.
  Gedankenschwer
ihr Lautgesang.
Du hörst Ihnen zu,
nur ihnen - 
egal,
wie laut
dein Herz schlägt.

(Kerstin Magirius, 13. April 2012)
.....

ERLÖSUNG

Das Andere
verliert sich in
den Gesängen
der Zeit
und das,
was es
anders macht,
zerfließt
mit dem Strom
der vielen
Andersartigkeiten
in etwas, das
das Eine
von dem Anderen
in nichts mehr 
unterscheidet.
Oder doch?

Am Ende der Tage
legt sich
über die
Verschiedenartigkeiten
dessen, was ist,
ein Schleier des
Vergessens
und alles wird
Eins.

Dann will ich lieben
und glauben 
und hoffen
und der Einheit
einen Namen geben.

Dann, wenn wir
erlöst sind
von dem, was
uns so
anders macht,
dass wir einander
nicht finden.

(Kerstin Magirius, 14. April 2012)
..... 

WEGE

Manchmal
sind es deine Wege
Manchmal
sind es meine Wege
Manchmal
sind es unsere Wege

Niemals 
sind es Wege
ohne Anfang und Ende


(Kerstin Magirius, 27. April 2012)
.....

OHNE FLEISS KEIN...

Besitz belastet, besser ohne.
Lieben kostet nicht die Bohne.
Frei zu denken, zu empfinden,
muss den Fleiß nicht unterbinden.

Vielmehr ist er Teil vom Streben
wie man will halt, auch zu leben. 

(Kerstin Magirius, 03. Mai 2012)
..... 

 Bazillus Kreptikus

Nun kriegt der Euro kalte Füße,
schon hustet er in höchsten Tönen.
Die ganze Welt wird durchgeschüttelt
von seinem wehleidigen Stöhnen.

Und fängt er auch noch an zu niesen,
wird es bald grüne Popel regnen.
Damit kann dann der Papst persönlich
den Untergang des Euro segnen.


(Kerstin Magirius, 17. Mai 2012)
.....

  BILANZ

Frau Merkel schwingt den Zeigefinger
gezielt in Richtung Schulden.
Zugleich erhöht sie die Diäten,
das Volk muss es erdulden.

Dagegen sagen die Franzosen
"Das Volk muss doch nicht leiden.
Wir senken unsere Diäten
in schweren Krisenzeiten."

Zwei Handlungsmuster sind gegeben
von Menschen, die regieren.
Zwei Völker legen dazu Rechnung,
wer wird wohl hier verlieren?

(Kerstin Magirius, 18. Mai 2012)
.....

ERWARTUNG

Vom Leben gebündelte Last, die wir tragen.
Im Herzen vereinen sich Zweifel und Fragen.
Und seh`n wir auf diesen Weg, den wir gehen,
dann wollen wir ihn ergründend verstehen.

Wir spüren nicht unter den Füßen die Steine.
Wir gehen und schauen und suchen das Eine.
Uns dürstet so sehr nach vollkommenem Wein
und dabei vergessen wir, einfach zu sein.


(Kerstin Magirius, 19. Mai 2012) 

KINDER MEINER ZEIT

Kinder meiner Zeit
schöpfen aus dem Vollen
Leeres
oder aus dem Leeren
Volles...
egal, wo sie
geboren sind. 

Kinder meiner Zeit
offenbaren
das Geschwür dessen, 
was da
wuchert
im Geist 
aller Nationen.

Und sie sagen:
"Seht uns GENAU an!

Armut hat viele
Gesichter."


(Kerstin Magirius, 01.Juni 2012)

  IRGENDWO

Vogel sitzt
am Brunnen still,
weiß nicht richtig
was er will.
Brunnen dümpelt 
vor sich hin,
ist kein Tropfen
Wasser drin.

Sonne staubt
an diesem Fleck,
Vogel fliegt
erschrocken weg.
Blätter rauschen
mit dem Wind,
und die Zeit
vergeht geschwind.

Einsamkeit zeigt
ihr Gesicht,
Sehnsucht, die
sich darin bricht. 


(Kerstin Magirius, 12. Juli 2012)
.....
 

DER LITERAT

Der Literat gleicht einem Eimer -
manchmal ist er voll, mal leer.
Mangelt es ihm an Ideen
gibt er keinen Tropfen her.

Der Literat spinnt viele Fäden,
manche reichen bis zum Mond.
Keiner weiß, ob dort der Genius
aller Literaten wohnt.

Der Literat malt schönste Bilder,
manche fallen ins Gewicht,
manche fallen aus dem Rahmen
wenn der Schalk aus ihnen spricht.

Der Literat schreibt mit der Seele,
manchmal auch mit dem Verstand.
Manchmal schreibt er mit dem Herzen,
manchmal auch nur mit der Hand.

Der Literat ist reich an Worten,
manchmal muss er Worte suchen.
Dann sieht man ihn Studienreisen
bis nach Hinterindien buchen.

Der Literat hört sich gern reden,
manchmal ist er einfach stumm. 
Das liegt dann an seinem Denken,
manch Gedanke ist halt krumm.

Der Literat braucht viele Musen,
manche raubt ihm Herz und Hirn.
Will ihn irgendwer verbiegen,
bietet er gekonnt die Stirn.

Literaten sind ein Völkchen,
die den Intellekt nicht preisen.
Darum tun sie auch mit Worten
gerne ungeniert entgleisen.

(Kerstin Magirius, 14. Juli 2012)
.....

DAS ETWAS

Wir graben um, wir graben aus,
wir säen und wir gießen.
Wir wissen nicht, wir ahnen nur,
da ist etwas am Sprießen.

Wir suchen Halt, wir halten uns,
wir warten und wir gehen.
Wir spüren es, da ist etwas,
da will etwas geschehen.

Wir mühen uns, die Mühe lohnt,
wir ernten und wir hoffen.
Wir kosten es, es mundet süß.
Doch was es ist, bleibt offen.

(Kerstin Magirius, 16. Juli 2012)

.....

GEH-ZEITEN

vorbei
vorbei gehen
vorbei gehen lassen
in sich gehen
weitergehen
immer wieder 
neu
gehen

Mensch
im Spiegel
der Zeit

Du

(Kerstin Magirius, 10. August 2012)

.....

STURM & DRANG

Im Einvernehmen spielen
Sturm und Drang Verwehen.
Sie lachen wie zwei Kinder,
die sich gut verstehen.

Sie toben in den Herzen
gleich Naturgewalten,
die sich nicht an Regeln,
nicht an Grenzen halten.

Schmerzvoll ist ihr spüren,
sie entwurzeln Träume.
Doch stets wachsen neue
Liebesblütenbäume.

(Kerstin Magirius, 21. August 2012)
.....

FREMD GETRÄUMT

Was nützt es,
einen Baum zu fällen
wenn man ihm seine Wurzeln lässt?
Er wird doch wieder austreiben
und schon bald seine Schatten werfen
auf die, die sich heute
an seinen Wunden
laben.

Dann werden Träume
verblühen
im lichtlosen Grund.

(Kerstin Magirius, 31. August 2012)
.....

SPURENSUCHE

Das Wandelbare 
vertreibt seinen wunden Traum
und Narben
schreiben Geschichten
in dein Gesicht -
gut lesbar
nach Jahren noch
für die,
die nicht wegsehen
von dir,

wie ich.
 

(Kerstin Magirius, 11. September 2012)
..... 

STRASSE MEINER KINDHEIT

Die Kinder, die ich kannte - 
spielende Gefährten.
Straßengangs und Streiche,
die das Kindsein nährten.

Die Kinder meiner Straße
lachten, rauften, weinten.
Hundert kleine Seelen,
die sich dort vereinten.

Die Straße meiner Kindheit
zieren heut noch Linden.
Hundert kleine Seelen
kann ich nicht mehr finden.

Nur Stille noch und Schweigen
zwischen alten Bäumen,
die von alten Zeiten,
und von Kindern träumen.

(Kerstin Magirius, 14. September 2012)

..... 

GEISTIGE ARCHIVIERUNG

Wir sortieren
Gedanken
in Schubkästen
ordnungsliebend
thematisiert
kleingeistig
provinziell

fein getrennt
nach 
Aussehen
Farbe
Geruch
Inhalt

Wir tüten ein
trennen
verlieren
dabei
den Blick
für

 Verbindendes

(Kerstin Magirius, 06. Oktober 2012)


KRUG DER AHNEN

Sie gießen in den schweren Krug der Ahnen
das Blut der Gegenwart hinein.
Sie trinken es wie süßen Wein,
doch das Gefäß will all die Münder mahnen,

die gierig daran nippen ohne Skrupel
als wären sie dem Tier verwandt.
Die Gier gewinnt die Oberhand,
für jeden Tropfen rollt ein neuer Rubel.

Der mehrt die Taschen nicht der armen Leute,
gleich einer Bestie brüllt der Leu.
Und wittert er die nächste fette Beute,

bleibt er seinem tierischen Verlangen treu.
Blutrausch ist ihm wahre Freude
der Krug der Ahnen füllt sich so mit Leiden neu

(Kerstin Magirius, 09. Oktober 2012)

KNOTEN

Umarmende 
Erinnerungen
verlangen
nach 
Herbstlaub,
gefühlt.

(Kerstin Magirius, 13. Oktober 2012)


DIE GEISTER, DIE WIR RUFEN...

Was des Menschen Geist erschafft
mit geballter Willenskraft,
mit gefühlten Sinneswogen,
wird vom Leben aufgesogen...

wird zum Diener oder Henker,
macht den Mensch zum Schicksalslenker,
wird beseelt im Sein und Werden,
wird zum Schöpfungsakt auf Erden.

(Kerstin Magirius, 19. Oktober 2012)

  HERZENSSACHE

Ein Herz voll mit Leere
gleicht einem Baum ohne Früchte,
einem Feld ohne Samen, 
einem Sandkorn im Wind.

Leeres voll mit Herz
füllt die Kammern der Armen,
breitet sich aus vor den Kranken,
schenkt sich ganz ohne Zier.

Voll fühlt sich mein Herz an
mit dir.

(Kerstin Magirius, 28. Oktober 2012)

..... 
 
TOPnews

Der Gauck hat heut ne Grippe,
mein Nachbar ist gestorben.
Ein Kind fiel von der Wippe,
der Käse war verdorben.

Woanders hungern Kinder,
der Heinz klaut einen Hase.
Es wird ein kalter Winter,
dem Gauck, dem läuft die Nase.

Es riecht sehr streng nach Popel,
dem Volk muss es gereichen.
Der Gauck fährt keinen Opel,
der Gauck, der setzt ein Zeichen.


(Kerstin Magirius, 02. November 2012)

LEBENSFLUSS

Im Fließen öffnen sich die Poren
des empfindenden Erlebens.
Schäumend trägt der Fluss die Wellen
des gefühlvollen Erhebens.

Lustvoll sprudelt aus den Tiefen
das pulsierende Verlangen
sich dem Fließen hinzugeben,
Flussakkorde zu empfangen.

Im Fließen liegt der Sinn verborgen
immer wieder neu zu schauen.
Und den Wandlungen des Lebens
mit dem Herzen zu vertrauen.

(Kerstin Magirius, 03. November 2012)

.....


VERWEHEN

So wie der Wind die Segel streicht - 
mal stürmisch, mal verhalten,
so schlägt das Herz in meiner Brust
in klangvollem Gestalten.

So wie die Nacht den Traum begrünt
mit unbekannten Sphären,
so will sich mir der lichte Tag
nur schemenhaft erklären.

Was da durch Geist und Seele wirkt - 
ich möchte es verstehen.
Es zeigt sich mir im Augenblick,
im sinnlichen Verwehen...

(Kerstin Magirius, 05. November 2012)
.....

REZEPT

Aus vielen kleinen Dingen,
die das Herz beringen
wächst die Last der Schwere,
drückt den Blick ins Leere.

Doch wuseln da vor Augen
Dinge, die was taugen.
Licht schaut aus dem Dunkel
wie ein Goldfurunkel.

Es würde gerne platzen
und das Herz umschmatzen.
Doch braucht es dazu Wille
und den Schalk von Zille.

Denn Ernst kann mächtig plagen,
Lachen muss man wagen,
Lebensfreude hegen -  
und die Liebe pflegen.

(Kerstin Magirius, 08. November 2012)

.....


BETRACHTUNG

Die Einen tun,
die Anderen machen
und wieder Andere
tun nichts und lachen
über die Sachen
die Andere machen
und tun.

Mit Fragezeichen versehen
bleiben die Einen stehen.
Die Anderen schimpfen
im Vorübergehen

über die wieder Anderen,
die nichts schaffen,
nichts raffen,
nur gaffen.

Die Affen
wären intelligenter
als sie.


(Kerstin Magirius, 09. November 2012)


SCHÖPFUNG

Nichts, was da im Nichts sich windet,
was im Sein sich nicht auch findet.
Dem Schöpfungswille ist es eigen,
formvollendet sich zu zeigen.

Wenn Gedanken sich verweben,
nach Gestalt und Ausdruck streben,
im spontanem Seinsempfinden
sich zum Schöpfungsakt verbinden...

dann geschieht das auf der Stelle,
ohne Maß- und Formtabelle,
ohne normgerechten Teilen 
und gedanklichem Verkeilen.

Es entsteht so wie das Küssen,
ein gefühlt gewolltes Müssen,
wie ein dringliches Begehren - 
mit dem Wunsch, sich zu entleeren 

um sich wieder neu zu füllen,
ohne dabei zu vermüllen.

(Kerstin Magirius, 11. November 2012)
.....

FREMDVERTRAUT

Wir suchen oft im Irgendwo
das Irgendetwas und sind froh,
wenn wir es irgendwie verstehen,
das greifbar Nahe zu umgehen.

Klopft irgendjemand an die Tür,
wird er zum Hier -  und Jetzt Geschwür.
Dann ist das ungewisse Dort
ganz plötzlich nah in Bild und Wort.

Wir glauben uns hinauf zum Mond,
wir wissen nicht, wer ihn bewohnt.
Doch kann das in die Ferne fliegen
den Augenblick im Hier besiegen.

Das greifbar Nahe , uns Vertraute,
wird zur herzgefühlten Flaute.


(Kerstin Magirius, 14. November 2012)

.....

PENDEL DER ZEIT

Sie fahren hin,
sie fahren her,
sie sind mal hier,
sie sind mal dort.
Sie pendeln 
im Berufsverkehr
zur Heimat hin,
zur Arbeit fort.
Sie wissen um
das Los der Zeit,
sie pendeln kurz,
sie pendeln lang.
Sie sind für jeden 
Weg bereit,
sonst droht Ihnen
der Untergang.

Sie fahren spät, 
sie fahren früh,
sie halten fest,
sie suchen Halt.
Sie pendeln stets
mit größter Müh
für ihren 
Lebensunterhalt.
Sie rasten nie,
sie sind geschlaucht
und irgendwann
sind sie verbraucht.

Es ist des Pendlers
Schicksalsbürde,
er trägt die Schicksalslast
mit Würde.

(Kerstin Magirius, 19. November 2012)

.....

FATA MORGANA

Ergrautes in den Straßen,
die alten Häuser stinken,
die alten Menschen hinken,
Erinnerungen winken.

Ich fliehe dem Ertrinken,
dem Nebeldunst der Stadt.
Ihr Grauton wälzt mich platt,
kein farbenfrohes Satt.

Vergilbtes leuchtet matt
von Wänden, die laut schweigen,
von Straßen, die sich neigen,
und in die Ferne zeigen...

es ist ein Trauerreigen.
Die Stadt zeigt ihr Gesicht,
das sich im Nebel bricht,
ein Schauspiel ohne Licht,

ein Etwas, das draus spricht.
Es greift nach meinem Gehen,
es zwingt mich, zu verstehen,
ich kann das Etwas sehen...

dann spür ich es verwehen
auf Wegen, die mich tragen,
auf Steinen, die nicht klagen,
wo keine Grautonplagen

mehr an der Seele nagen.


(Kerstin Magirius, 22. November 2012)


FALTEN

Es faltet sich so manch Gehirn
zu einer großen Faltenstirn.
Ist die Stirn zu klein fürs Falten,
wird die Faltung beibehalten.

Faltig wirds dann bis zum Mund,
das Gehirn tut damit kund,
dass es gnadenlos vermeidet,
was sich maskenhaft verkleidet.

Kein Farbenkleister kann verdecken
diese Falten, die erschrecken,
die so offenherzig sagen - 
Mensch, du musst dein Sein ertragen!

In jeder Falte steckt Gedachtes,
steckt Gefühltes und Gemachtes.
Will das Menschenherz auch lügen,
Falten können nicht betrügen.

Darum faltet das Gehirn
vielen Menschen auf die Stirn,
was sie in sich tief verbergen,
so entlarvt es manchen Schergen.

Doch auch Güte, Liebe, Ehre
steckt in dieser Faltenlehre.
Leid und unwegsames Leben
lässt die Falten sich erheben.

Welkt das Herz, wird es denn alt,
wächst ein ganzer Faltenwald.
Auf die Falten kann man bauen,
sagt zu mir mein Urvertrauen.

(Kerstin Magirius, 07. Dezember 2012)

BLICK - DICHT

Was sich dicht an dicht verdichtet,
hat bewusst darauf verzichtet
dem Betrachter zu bekunden:
" Hey, du hast mein Ich gefunden! "

Ganz versteckt, im Sinn von Dichtung
stimuliert das Ich die Richtung.
Für das Auge nicht zu fassen,
narrt es Menschen aller Klassen.

Selbst Picasso käm ins Wanken
wo solch Dichtungskünste ranken.
Das Verdichtete, Abstrakte,
es ummantelt alles Nackte.

Nur ein Ahnen lässt es spüren
das Dahinter, Hintertüren.
Ein verheißendes Umschlingen
will den Dichtungsring durchdringen.

Doch zu dicht ist es verdichtet
dieses Ich, das sich nicht lichtet.
Kein Dazwischen, kein Erkennen,
kein Verstehen, kein Benennen...

In der Dunkelheit verborgen
reift der Dichtungsgeist von morgen.

(Kerstin Magirius, 10. Dezember 2012)

UNBESTIMMTES SEIN

Das Irgendwo birgt Irgendwas,
man möchte es ergründen.
Man folgt den Flüssen unbekannt,
die im Nebel münden.

Das Irgendwer birgt Irgendwen,
man ist versucht, zu schauen.
Man blickt in irgendein Gesicht
und sucht darin Vertrauen.

Das Irgendwie birgt Irgendwann,
man kann das Ziel nicht greifen.
Man sucht nach irgendeinem Sinn
um in dem Sinn zu reifen.


(Kerstin Magirius, 13. Dezember 2012)

Was nützt es, Lichter anzuzünden
und der Weihnacht  zu gedenken,
wenn sich Menschen, tief im Herzen
keinen wahren Frieden schenken?

Was nützt das Tun und all das Reden,
dieses mitmenschliche Mühen,
wenn an herzverzweigten Knospen
alle Hoffnungen verblühen?

Was nützt es, dieses Fest der Liebe
mit Lametta auszuschmücken,
wenn im Herzen sich die Bande
des Entzweienden erdrücken?

Was nützt es, frag ich in die Runde,
dieses Fest so hochzuschaukeln,
sich an diesem Tag der Liebe
Frieden, Freundschaft vorzugaukeln?

Es nützt was, wenn die vielen Lichter
tief im Herzen wahrhaft scheinen.
So kann die Idee von Weihnacht
Mensch und Menschlichkeit vereinen. 


(Kerstin Magirius, 15. Dezember 2012)

REISE INS MICH

Das Licht, das mir von Außen scheint,
es leuchtet nur für Stunden.
Es schaltet sich bei Tage aus,
ist an die Zeit gebunden.

Es gibt ein Licht, das nicht verglüht,
das meinen Geist entzündet.
Ein Licht, das sich zu jeder Zeit
mit meinem Selbst verbündet.

Hätt ich das Licht - oh welch ein Traum!
Ich bräuchte keine Kerzen.
Es wär in meiner Seele hell
und auch in meinem Herzen.

Wo finde ich nur dieses Licht?
Ich such tief in mir drinnen.
Gespenstisch dunkel ist es dort,
doch gibt es kein Entrinnen.

Ein Geistesblitz hat mich erfasst,
ein Funken nur, ein Hoffen.
Ein Hinweis, ein verborgner Pfad,
wohin er führt, bleibt offen.

(Kerstin Magirius, 19.Dezember 2012)

 
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