Nachtwanderin
  NATUR - JAHRESZEITEN
 

DIE TRAUERWEIDE

Die Trauerweide kämmt ihr Haar,
lässt vom Wind sich wiegen.
Der See streift seine Falten glatt,
bleibt still vor ihr liegen.

Die Trauerweide taucht hinein,
kann sich darin finden.
Der See hält sie ganz fest im Arm,
will mit ihr entschwinden.

Entschlafen ruht der traute Ort,
Winter kann nun kommen.
Die Trauerweide ist dem See
leis davongeschwommen.

(Kerstin Magirius, 03. Januar 2012)
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TAGERWACHEN

Wenn die Glocken läuten
früh zur Morgenstunde,
dreht der Mond am Himmel
seine letzte Runde.

Auf der Gipfelhöhe
sieht man ihn verharren
und das letzte Dunkel
ganz nah um sich scharren.

Der Sonne erste Funken
streifen sein Erscheinen.
kurz nur, für Sekunden,
währt beider Vereinen.

Wohlgemute Fülle
will dem Tag sich schenken.
Friedliches Erwachen
lässt mich an dich denken.

(Kerstin Magirius, 09. Januar 2012)
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WINTER ADE 

Dem Winter ist es viel zu heiß,
überall kann man es sehen.
Statt dem schönen, strahlend Weiß
will der Frühling auferstehen.

Statt der weißen Flockenpracht
tropft ihm Schweiß aus Ohr und Nase,
fällt als Regen auf die Erde -
überschwemmt dort Feld und Straße.

Die Sonne lässt das unberührt,
fröhlich lacht sie und verwegen.
Was dem Einen Last und Qual
ist dem Anderen der Segen.

(Kerstin Magirius, 22. Januar 2012)
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ICH STELL MIR VOR...


Ich stell mir vor,
ich wär ein Baum.
Mit Wurzeln tief
und blühend hier.
Ein Blütentraum
zur Winterzeit.
Ich wurzelte ganz
nah bei dir.

Ich stell mir vor,
ich wär jetzt dort
auf dieser Bank
vor unsrem See -
als kleines Blatt
von diesem Baum,
du hebst mich auf,
tust mir nicht weh.

Ich stell mir vor
du nimmst mich mit
in deiner Hand,
die warm und weich.
Ein kleines Blatt -
zerbrechlich, zart.
Mir wäre wohl
und weh zugleich....

(Kerstin Magirius, 27. Januar 2012) 
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ENTWURZELT


Was nützt dem Baum die Krone,
wenn die Wurzeln sterben? 
Schönste Frühlingszweige,
die sein Herz umwerben.

Was nützt dem Baum die Knospe
wenn die Kräfte sinken?
Aus dem Kelch der Liebe
kann er nicht mehr trinken.

Was nützt dem Baum die Blüte
wenn der Sturm ihn bricht?
Auch die kleinste Knospe
braucht zum Blühen Licht.

(Kerstin Magirius, 03. Februar 2012)

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LICHT


Wenn sich erste Knospen zeigen
und die Vögel lauter singen,
will der Frühling sich verneigen,
um das Wunder zu vollbringen.

Schon entbindet er die Kälte
von den winterlichen Pflichten
um in warmen Sonnenstrahlen
seine Arbeit zu verrichten.

Aus der kargen Zeit entsprungen
windet er sich hoch zum Licht.
wird zum  treibenden Verlangen,
das die Dunkelheit durchbricht.

Bald schon liegt im Raum Vergessen,
Blühendes beherrscht das Leben.
Und es wäre sehr vermessen,
nicht nach diesem Licht zu streben.

(Kerstin Magirius, 25. Februar 2012)
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ERWACHT


Im Sturm erwacht der Widersinn,
treibt das Ebenmaß hinfort.
Heimatlos wird das Ich Bin,
bleibt nicht mehr am gleichen Ort.

Endlich wächst auf brachem Land,
das schon lange welk darnieder,
was bis dahin unerkannt.
Frühling kehrt ins Leben wieder.

Möge Frühling stetig  blühen,
sich auf kargem Boden finden
und im schöpferischem Mühen
Altes, Starres überwinden.

(Kerstin Magirius, 09. März 2012)
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FRÜHLING I


Wieder blüht was einst erstarrte,
schmückt der Erde Seelenkleid.
Offenbart die Kraft der Liebe,
macht sich in den Herzen breit.

Wieder wächst daraus Erwachen - 
tief, bis auf den Seelengrund.
Schenkt der Sehnsucht neue Flügel,
tut so sein Erscheinen kund.

(Kerstin Magirius, 18. März 2012) 
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DER FLUSS


Er fließt mal wild, mal sanft, mal still - 
der Fluss - er weiß, wohin er will.
Er kennt die Richtung, welch ein Glück,
nicht ein Tropfen fließt zurück. 

Er klingt mal laut und manchmal leise - 
der Fluss - er spricht auf seine Weise.
Ich lausche ihm so manche Stunde,
wenn der Mond dreht seine Runde.

Er strömt mit Kraft durch Berg und Tal - 
der Fluss - es ist ihm keine Qual.
Das Fließen ist dem Fluss gegeben.
Es bedeutet für ihn LEBEN.


(Kerstin Magirius, 19. März 2012) 

FRÜHLING II

Der Frühling
ist oft wie ein Hammer.  
Er hat Schlagkraft,
kann versenken - 
alte Nägel, alte Köpfe,
altes Fühlen,
altes Denken

und den Blick
auf Neues lenken. 

(Kerstin Magirius, 01. April 2012)
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KLANGVERTRAUT

Sie trauten sich zu trauen
an diesem Tag, dem lauen.
Kein Regen, der sie störte,
als ich ihr gurren hörte.

Dann war es plötzlich leise,
es sang nur noch die Meise.
Sie sang von Liebesmühen,
von Blumen, die verblühen.

Der Wind strich durch den Garten,
er schien wie ich zu warten.
Es blühte schon der Flieder,
da hörten wir sie wieder.

Wir konnten es kaum glauben,
sie gurrten laut, die Tauben
in uns vertrauter Weise.
Ganz still war da die Meise.

Sie kratzte ihr Gefieder,
dann sah ich sie nie wieder.
Dafür sangen die Lerchen
das Lied vom Taubenpärchen. 

(Kerstin Magirius, 19. April 2012)

erLEBEN

Die Schwalben hörte ich heut früh,
vertraut war mir ihr Klang im Ohr.
Dazu die Meisen und die Amseln -
sie sangen meisterlich im Chor.

Die Krähen schauten düster drein,
dafür sah ich die Elstern fliegen -
und eine Katze, fett und träge,
um das Haus vom Nachbarn biegen.

Nur eines konnte ich nicht finden
bei all dem morgendlichen Treiben.
Das war der Wind mit seinem Wehen,
er wollte wohl zu hause bleiben.

(Kerstin Magirius, 30. April 2012) 

MAIENZEIT

Grünendes wohin ich schau,
Frühlingswinde wehen lau.
Wald und Flur die Köpfe heben,
sind erfüllt von neuem Leben.

Farben spiegeln sich im Licht,
zaubern Lächeln ins Gesicht.
Dringen bis ins Herz und weiter,
stimmen frohgemut und heiter.

Golden lacht der Raps mich an,
zieht mich ganz in seinen Bann.
Augenblicke, die mich eilen,
still in ihnen zu verweilen.

Mai mit seinen Lustgebinden
will die Liebe neu erfinden.
Will verzaubern, will berühren,
macht das Leben kraftvoll spüren.


(Kerstin Magirius, 14. Mai 2012)
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AM SEE

In den Abendstunden
liegt am See
Vergessen.

Mondsschattengewächse
ranken sich
verloren

und das Gewesene
hängt der Zeit
ewig nach.

(Kerstin Magirius, 28. Mai 2012)

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WALDSPAZIERGANG

Der Wald 
mit seinen Vogelstimmen
lässt Gedanken schweigen.
Herzrefugien in den Bäumen,
die sich eng verzweigen.

Der Wald 
mit seinem Klangeszauber
lässt Empfindung leben.
Sehnsuchtsträume, die sich leise
hin zum Licht erheben.

Der Wald
mit seinen Frühjahrstrieben
lässt Gefühle wahrhaft stieben.

(Kerstin Magirius, 02. Juni 2012)

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NACHTVERWUNDET

Nachtverwundet streift der Morgen
durch die Auen hin zum Weiher,
taucht hinein und schenkt dem Wasser
seinen purpurroten Schleier.

Hell erleuchtet strahlt sein Antlitz,
hüllt den Weiher lichtvoll ein.
Dieser räkelt sich genussvoll
in dem morgendlichen Schein. 

Aus den Tiefen des Erwachens
hört man leise Flügelschwingen.
Nachtverwundetes am Morgen,
bringt den neuen Tag zum Klingen. 


(Kerstin Magirius, 06. Juni 2012)

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FLUSSAKKORDE

Flussakkorde, immer wieder,
sitzen, lauschen, Steine schauen,
Augen schließen und dem Fließen
sich im Herzen anvertrauen. 

Wasserspiele, sanfte Klänge,
kraftvoll strömend, nicht zu halten.
Stehen, gehen, wanken, spüren,
willentliches Schalten, Walten.

Sinneszauber -  greifbar, fühlbar,
jedes Rauschen, jeder Tropfen.
Flussakkorde - laute, leise,
die an meine Seele klopfen.

Ein Verweilen, ein Geniesen,
und die Wasser fließen, fließen...

(Kerstin Magirius, 10. Juni 2012)
 

WANGENROT

Im Dämmerlicht seufzt leis der Tag,
er bettet seine Glieder
auf weiches Moos, das er so mag,
verblüht ist lang der Flieder.

Umarmendes in seinem Blick,
ein sanftes Schattenwiegen,
ein Abgesang von Sonnenlicht
lässt ihn ins Traumland fliegen.

Noch einmal schwebt er um den See,
den Mond beherzt zu grüßen.
Sein wangenroter Abschiedskuss
soll ihm die Nacht versüßen.

Der sucht sich lichtblickweit entfernt
ein Plätzchen unter Erlen.
Dort träumt er sich zum Wangenrot,
bestückt mit Liebesperlen.

Allein der See kratzt sich am Kopf,
er hat den Tag gesehen.
Der Mond verschwand, so wie er kam,
das kann er nicht verstehen.

Der Nachtwind säußelt ihm ins Ohr,
der See wird platt vor Staunen.
Er legt sich in sein Wasserbett
mit wellenmüdem Raunen.

Manch Gähnen hört man hier und dort,
manch Seufzen und manch Stöhnen.
Der Mond lässt sich indes vom Tag
mit Wangenrot verwöhnen.

(Kerstin Magirius, 29. Juni 2012)
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TRAUMZAUBER

Stille in den Zweigen,
ein verzweigtes Schweigen,
ein verschwiegnes Träumen,
Träume in den Bäumen.

Bäume in den Auen,
ein vertrautes Schauen,
ein beschaulich Mühen,
mühendes Erblühen.

Blüten an den Zweigen,
ein verzweigtes Schweigen,
ein verschwiegnes Träumen,
Träume in den Bäumen.

(Kerstin Magirius, 07. Juli 2012)

GRÜN

Fast scheint es wie ein Flehen,
ein bittendes Herein.
Ein zärtliches Verlangen
schließt sich darin ein.

Der Wald liegt mir zu Füßen,
ein gründendes Ich bin.
Ich lass mich von ihm tragen,
gebe mich ihm hin.

Der Wind rauscht in den Bäumen,
ein verzweigtes Wehen.
Ein verträumtes Flüstern
macht das Grün verstehen.

(Kerstin Magirius, 14. Juli 2012)
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DAS GEWITTER

Sie zitterten, die Pappeln,
es donnerte und krachte.
Es funkte in den Zweigen,
als sie der Blitz entfachte.

Sie knisterten, die Pappeln,
es brannte und es stürmte.
Es flammte bis zum Himmel,
dass das Gewitter türmte.

(Kerstin Magirius, 20. Juli 2012) 

AM  MEER

Ich liebe dieses Meer mit seinen Wellen,
das Rauschen und die Weite von dem Strand.
Die Muscheln, den Seetang und die Möwen,
all das ist mir vertraut und wohlbekannt. 

Ich liebe dieses Salz auf meinen Lippen,
wenn mich das Meer am ganzen Leib umspült.
Und diesen Wind, der stürmisch meine Haare
und meine Haut mit frischer Briese kühlt.

Ich liebe diesen Sand mit seinen Dünen,
das einfach Sein, nicht fragen nach dem Sinn.
Hier bin ich ganz, hier finde ich mich wieder,
hier fühl ich, dass ich angekommen bin.

(Kerstin Magirius, 30. Juli 2012) 
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HERBSTLICHKEIT

Im goldnen Laub
die Drossel singt
vom Rosenduft und Wein.
Die Lerche tanzt 
dazu beschwingt,
sie stimmt ins Lied mit ein.

Schon bald erklingt
von Berg und Tal,
was sich im Kleinen findet.
Es ist der Sommer
auf der Spur,
die sich zum Ende windet.

Ein kleiner Spatz
hüpft durch das Laub,
er will den Herbst entdecken.
Die Birke schaut
mit wehem Blick,
sie kann das Welke schmecken.

(Kerstin Magirius, 19. August 2012)

.....
 

AM MEER

Die Möwen wollt ich füttern,
verlassen war der Strand.
Das Futter für die Möwen
hielt ich in meiner Hand.

Die Hand war leicht geöffnet,
dem Wind war das Begier.
Er strich durch jede Ritze
und spielte leis Klavier.

Er spielte Liszt und Haydn,
das war dem Meer nicht recht.
Es stürzte sich mit Mozart
in das Windgeflecht.

Die Wellen trugen Kronen,
der Sand stob wild empor -
da hörte ich die Möwen,
sie sangen laut im Chor.

Es klang fast wie ein Bitten,
wie ein süßes Flehen.
Ich konnte ihre Laute,
jedes Wort verstehen.

Die Hand bekam ein Siegel,
kein Wind drang mehr hinein.
Das Meer mit seinen Wellen
schlief langsam vor mir ein.

Die Möwen aber flogen
zum nächsten Windmeertreiben,
wo sich Naturgewalten
aneinanderreiben.

(Kerstin Magirius, 11. September 2012)

.....
 

KEIMZEIT

Keimzeit jetzt, in meiner Brust,
wo Entlaubtes nach mir greift
und des Herzens Sinneslust
lebensmüd am Boden schleift.

Keimzeit hier, an diesem Ort,
wo die Wellen höher schlagen.
Sturm reißt Altes mit sich fort
und das Neue kommt zum Tragen.

(Kerstin Magirius, 15. September 2012)

..... 

HERBSTZEIT

Die Blätter - sie fallen,
ich hab es gesehen.
Sie fallen und fallen,
sie üben Verwehen.

Sie suchen Vergessen
in herbstlichen Winden.
Sie suchen und suchen,
sie werden es finden.

Sie werden es finden
und darin zergehen.
Die Blätte
r, die fallen,
ich kann sie verstehen. 


(Kerstin Magirius, 21. August 2012)
.....
 

AM FENSTER

Das Fenster steht noch immer offen,
der Wind weht immer noch herein.
Die Blätter rauschen herbstlich welk ins Zimmer,
und das Glas ist voll gefüllt mit Wein.

Die Frau steht immer noch am Fenster,
ihr Blick schweift immer noch hinaus.
Die Blätter tragen einen goldnen Schimmer,
und den Wein trinkt sie genüsslich aus.

Der Tag birgt immer noch ein Lächeln,
sein Tun rückt Welkendes ins Licht.
Am offnen Fenster steht die Frau noch immer,
erfüllt vom Klang, der durch die Welke spricht.

(Kerstin Magirius, 25. September 2012)
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STAUBVERWEHT

Bäume schütteln sich im Wind,
werfen ab die Kleider.
Wenn sie damit fertig sind,
zieht der Herbstwind weiter.

Sind die Bäume dann entlaubt,
kann es jeder sehen.
Auf den Ästen liegt verstaubt
herbstliches Verwehen.

Staubverwehtes fliegt hinfort,
niemand kann es halten.
Bald schon wird es wie manch Wort
winterlich erkalten.


(Kerstin Magirius, 01. Oktober 2012)

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IM NEBEL

Der Wald war am Entschwinden,
er tauchte ganz tief ein
mit seinen alten Linden
im dichten Nebelschein.

Kein Blatt sah ich mehr fliegen
in herbstlicher Manier.
Die ganzen Bäume schwiegen,
sie schwiegen bis zu mir.

Es war ein schweigsam Lautes,
ein seltsam Klang darin.
Es war ein mir Vertrautes,
ein fühlbares Ich bin.

Als dann die Nebel zogen
schon bald aus meinem Tal,
war ich dem Wald gewogen
im Herzen ohne Zahl.

(Kerstin Magirius, 05. Oktober 2012)
.....


SCHATTENWANDERUNG

Schattenlange Mähne
ungekämmt, zerzaust,
wunderlich zerfledert
wenn der Herbstwind braust.

Länger, immer länger
schiebt sie sich vors Licht.
Schattenspiel verzaubert,
Herbst zeigt sein Gesicht.

(Kerstin Magirius, 07. Oktober 2012)

MANCH VOGEL

Am Morgen, wenn die Nacht sich lichtet,
sieht man manchen Vogel fliegen,
sich in herbstlich Winden wiegen,
bis der Himmel sich verdichtet.

Dann hört man den Regen klopfen
auf manch Vogel und auf Wiesen,
wo die Blumen nicht mehr sprießen.
Laut sind all die vielen Tropfen,

die zum Bächlein sich vereinen.
Ist der Himmel wieder helle,
hört man dann manch Vogel weinen

weil der Kopf hat eine Delle.
Viel zu schwer war für die Kleinen
diese regennasse Schelle.

(Kerstin Magirius, 07.Oktober 2012)

......

WALDGEIST

Er hüpft durch das letzte Grün dieser Zeit
als wäre er eben dem Flussbett entsprungen.
Lebendig, erfrischend macht er sich breit,
vom Atem der Erde lieblich umschlungen.

Er schmückt sein Erscheinen mit duftendem Moos,
so grünt er selbst abends im herbstlichen Wehen.
Frohlockend sein Antlitz, der Wunsch träumt sich groß,
ihn immer und immer wieder zu sehen.

(Kerstin Magirius, 07. Oktober 2012)

ZEITLOSES BLÜHEN

Die Lerchen sind dem Heimatort entflogen,
den Sommer unterm Flügelkleid versteckt.
Ihm wurde die Lizenz auf Zeit entzogen,
der Herbst hat sein Revier vor Ort entdeckt.

Die letzten Rosen grüßen aus dem Garten,
wo letztes Blühen sich mit Welkem schmückt.
Die Nachbarshündin kann es kaum erwarten,
dass sie ihr Liebster endlich tief beglückt.

Die Liebe keimt mit zärtlichem Verlangen,
auch wenn der Herbst sich machtvoll präsentiert.
Es muss kein Herz um das Erblühen bangen,
nur weil die Zeit ihr Blütenkleid verliert.

(Kerstin Magirius, 10. Oktober 2012)
.....

GEHEN

November
grau
der Tag,
verregnet
kalt
und du.
Entlaubtes
das
ich trag,
mein Gehen
deckt 
es zu.

(Kerstin Magirius, 07. November 2012)

BEGEGNUNG

In einem Baum, im Garten,
ganz nah an meinem Ohr,
da sangen viele Vögel
ein Lied für mich im Chor.

Ich konnte es kaum glauben,
ich schlich mich leis heran - 
da schwiegen all die Vögel 
und sahen mich groß an.

Der Winter scharrte klirrend
mit seinem kalten Fuß.
Ich schaute zu den Vögeln,
sie lächelte zum Gruß.

Sie saßen in den Zweigen
zu einem Herz vereint.
Ein Herz, das mir noch heute
in meine Seele scheint.

Die Vögel glichen Funken,
sie stoben wild empor
und sangen mir zum Abschied
ein letztes Mal im Chor.

Sie sangen von der Liebe,
von Freude und von Leid.
Vom Werden und Vergehen,
vom Klang der Ewigkeit.

Das Lied ist nie verklungen,

ich hör es oft im Traum.
Ein Traum, den ich mir pflücke,
steh ich vor diesem Baum.


(Kerstin Magirius, 28. November 2012)


HURRA, ES SCHNEIT

Es flockt vom Himmel Leises,
es sind viel Häufchen Weißes.
Es wattet weich und luftig,
es macht die Sinne duftig.

Die Bäume stehn besudelt,
von weißer Pracht genudelt.
Es glitscht und nässt und wabelt,
wo sich das Weiße stapelt.

Schon bald kann man sich suhlen
in dickes, weißes puhlen.
Was wollt ihr mehr, ihr Kinder?
Jetzt ist er da, der Winter.

(Kerstin Magirius, 29. November 2012)

LICHTERZEIT

Das Herz sehnt sich nach Licht
zu weihnachtlichen Zeiten.
Die Fenster sind geschmückt,
man sieht es schon von weiten.

Es leuchtet hier und dort - 
man möchte sehr wohl meinen,
dass Sonnen ohne Zahl
in die Nacht reinscheinen. 

Es duftet fein nach Zimt,
nach Kardamon und Nelken.
Das Dunkle weicht dem Licht,
die Hoffnung will nicht welken.

Im Herzen wird es warm
bei soviel Lichtersegen.
Es öffnet sich ganz weit
und Freude kann sich regen. 

(Kerstin Magirius, 01.  Dezember 2012)

DIE TAUBE

Es rieselt von den Bäumen,
es rieselt von dem Dach.
Vom Rieseln wird die Taube
in ihrem Stübchen wach.

Sie lehnt sich aus dem Fenster,
das Rieseln macht der Schnee.
Er rieselt sanft und leise,
das Rieseln tut nicht weh.

Er rieselt ihr aufs Köpfchen,
die Taube findets nett.
Sie legt sich mit dem Riesel
zurück ins warme Bett.

Dort träumt sie sich dann weise,
wie kann es anders sein?
Der Schnee hüllt sie ganz zärtlich
mit seinem Rieseln ein.

Am Ende der Geschichte
gibt er ihr einen Kuss.
Die Taube lächelt glücklich,
das ist der Weisheit Schluss.

(Kerstin Magirius, 05.12.2012)

.....

ES IST, WIE ES IST

Schnee schiebt sich mit seinen Massen
durch die engen, grauen Gassen.
Kein Erbarmen kennt sein Kommen,
bald  hat er sie eingenommen.

Dick zeigt er sich allen Mauern
die an seiner Macht erschauern.
Autos bleiben in ihm stecken
oder tun vor Angst verrecken.

Schaurig zieht der Schnee Grimassen,
dass die Älteren erblassen.
Nur die Kinder jubeln glücklich,
so ein Schnee ist doch vorzücklich.

Schon hört man sie fröhlich toben
und den Schnee aufs höchste loben.
Jedem Recht getan ist nimmer 
denkt der Schnee 
und schneit wie immer. 

(Kerstin Magirius, 06. 12. 2012)

.....

 ADVENT

Nun brennt besinnlich, hell,
sehr warm und nicht zu grell
die zweite Kerze mir,
ich lass sie für dich hier.

Schau nur ihr schönes Licht,
es braucht der Worte nicht.
Es leuchtet einfach so
und macht das Herz dir froh.

Ein Licht strömt in dich ein,
ganz nah will es dir sein.
Es schenkt dir selig Ruh,
am Ende leuchtes du.

(Kerstin Magirius, 09. Dezember 2012)

WENN...

Wenn Eisblumen erblühen
in und um dich rum,
zauberhaft verziert,
seelengartenstumm...

Wenn Eisblumen erblühen
auf dem Dach der Welt,
gibt es kein Gewicht,
das dagegen hält.

Wenn Eisblumen erblühen,
ist es an der Zeit.
Und in dir, in mir
macht sich Stille breit.

(Kerstin Magirius, 10. Dezember 2012)

.....

SCHNEETRUNKEN

Es schneit und schneit und schneit,
das Schneien hört nicht auf.
Nur Schnee noch weit und breit,
der Tag nimmt es in Kauf.

Die Nacht schließt ihre Augen,
sie will den Schnee nicht sehen.
Der Winter will was taugen,
er lässt es frostig wehen.

Im Wald - die Bäume stöhnen,
der Schnee wiegt viel zu schwer.
Der Schnee will sie verwöhnen,
so schneit er noch viel mehr.

Der Fluss hört auf zu fließen,
verstummt sind Moll und Dur.
Die Eiszapfen, sie sprießen,
erstarrt ist die Natur.

Es herzt der Wind die Flocken,
sie sind sich sehr vertraut.
Und ich such meine Socken,
die hat mein Hund geklaut.


(Kerstin Magirius, 11. Dezemter 2012)

.....

ZEITENWANDEL

Dunkel schiebt der Tag sein Kleid,
wolkentief sein Grauen.
Abschiedsstimmung macht sich breit,
Schneekristalle tauen.

Zauberhafte, weiße Zier,
niemand kann sie halten.
Tropfendes verbleibt im Hier,
will sich neu gestalten.

Dasein, das in sich zergeht,
langsam das Entschwinden.
Was auch immer draus entsteht,
muss sich erst neu finden.

(Kerstin Magirius, 14. Dezember 2012)


WEIHNACHT

Ich wünsche euch - wie soll ich sagen - 
an leichten und an schweren Tagen,
in jeder Stunde, nicht nur heute,
Schöpferkraft und Daseinsfreude.

Ich wünsche euch viel Glück auf Erden,
ganz viel Wachsen, ganz viel Werden,
ganz viel Hoffen, ganz viel Spüren,
ganz viel Herz an Herz berühren.

Ich wünsche euch viel schöne Träume,
ganz viel Platz für Zwischenräume.
Frieden, Hoffnung, Glauben, Finden,
eigne Grenzen überwinden.

Ich wünsche euch, die Kraft zu leben,
euren Leben Sinn zu geben.
Ich wünsche euch in diesen Zeilen
ein besinnliches Verweilen.

Möge Weihnachtslichterscheinen
sich mit Eurem Herz vereinen.
Möge dieses Licht euch tragen -
heute und an allen Tagen.

(Kerstin Magirius, 24. Dezember 2012)



PROSIT

Ein Prosit auf das Neue Jahr,
das Alte ist am Gehen.
Es lässt sein stark ergrautes Haar
noch einmal kräftig wehen.

Dann setzt es seine Mütze auf
aus gut gewirkten Maschen.
Was dann an Zeit noch übrig ist,
wird reingestopft in Taschen.

So vollgepackt stapft es davon,
das Jahr hat schwer zu tragen.
Es geht bebeugt unter der Last,
doch hört man es nicht klagen.

Zur Grenze hin, zum neuen Jahr,
da sieht man es verschwinden.
Wer es denn sucht, der sieht nur noch
das alte Jahr von hinten.

Das Neue Jahr ist federleicht,
es schwebt galant zum Feste.
Und jedem, der die Zeilen liest,
dem wünsch ich nur das BESTE.

(Kerstin Magirius, 30. Dezember 2012)

 
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