Nachtwanderin
  SCHATTENWELTEN...
 
ENDZEIT

Bald schon
wird die Erde brennen,
Sonnen fallen auf
uns nieder.
Feuerregen - gnadenloser,
überall nur Klagelieder.

Bald schon
wird das Meer sich bäumen,
Monde löschen aus
das Leben.
Und für diese schöne Erde
wird es keine Hoffnung geben.

Bald schon
wird der Mensch verstehen,
wenn die Winde stärker wehen....


(Kerstin Magirius, 12. Januar 2012)

.....

HELFERS HAND
(aktuell zur derzeitigen Kältewelle)

Lass mich dir kein Fremder sein
in den Straßen dieser Stadt.
Lass mich in dein Herz hinein,
Einsamkeit macht dich nicht satt.

Lass mich dir ein Feuer schenken,
warme Speiße, warmen Trank.
Lass mich dir die Hände reichen,
ich erwarte keinen Dank.

Komm, der Frost kennt keine Gnade...
lass uns gehen hin zum Licht.
Ich bin da, um dir zu helfen,
eh die Kälte dich zerbricht.

Noch ein Leben hast du nicht.

Falsche Scham die Armut hemmt
von der Menschlichkeit zu essen.
Ihr ganzes Ich schreit nach Vergessen,
leidgeplagtes Tränen stemmt. 


(Kerstin Magirius, 03. Februar 2012)


 

BLIND

Wenn das Herz
erkaltet schweig,
dann erfriert das Licht.
Unter einem Trauerkleid
birgt es sein Gesicht.

Nackte Angst
beherrscht den Ort -
nichts, das wahrhaft lenkt.
Die Gefühle - jedes Wort
hält den Blick gesenkt.

Und so stößt
das Herz sich wund,
kann nicht wirklich sehen.
Von der Blindheit leidgeplagt
bleibt es bald schon stehen.

(Kerstin Magirius, 23. Februar 2012)
 

VERLORENHEIT

Ein seltsam Ort, wo ich dich finde.
So düster schaut es aus ringsum.
Kein Blümelein, nichts farbenfrohes,
selbst der Wind ist bei dir stumm.

Du schaust hinaus in Endlosweiten,
wo Licht von Ferne dich begrüßt.
Ein Hoffen ist in deinen Augen,
das dir das Grau am Ort versüßt.

Fast meine ich, den Tod zu sehen.
So kalt ist es, mich friert so sehr.
Ich flieh vom Ort, von deiner Seele,
die so stumpf ist und so leer.

Kein Vogel, der sich traut zu singen.
In deinem Herzen weint ein Kind.
Du hast es tief in dir begraben.
Es träumt von Blumen und vom Wind.


(Kerstin Magirius, 24. März 2012)
........

STIMME DES FRIEDENS

Du hast den Frieden tot geschwiegen,
die Liebe in ihrer Schönheit ertränkt -
nichts sehen wollend, nichts hören wollend,
nur auf dich selbst bedacht.

Jetzt nennst du dich Stimme des Friedens -
jetzt, wo keine weiße Taube dich küsst,
wo kein warmes Lächeln dein Herz erreicht,
nur die künstliche Kulisse deines Ichs.

Scheingetrübtes schwärzt den Tag,
schreibt deine Worte in den Wind,
wie ich...

(Kerstin Magirius, 24. April 2012)
.....
 

WARTEN

Die Tauben
auf dem Dach,
sie warten 
auf Regen
und auf
den Brief an dich
und darauf,
endlich wieder
abheben zu können.

Ich kann das 
Fass nicht finden
mit Tinte
und keine Worte
und überhaupt...

Die Tauben werden
wohl ewig
dort sitzen.

Dafür regnet 
es
endlich.

Dicke Tropfen
fallen auf das Dach,
auf die Tauben,
auf den Brief
vor mir.

Der Himmel weint
sich aus
für mich.

(Kerstin Magirius, 26. April 2012) 

SACKGANG

Die Säcke -
Ölverschmiert, verdreckt,
durch korrupte Taten
bereichert,
füllen sich ihre fetten Bäuche
immer wieder neu
mit stinkenden 
Geldern.
Unersättlich 
sind sie
dabei
und
ihr schmatzen
und grinsen
wird huldvoll
belächelt
vom
Gesetz.

Das Volk indes
wetzt
verstohlen
die Messer....

(Kerstin Magirius, 03. Mai 2012)

.....

VERLORENE SEELE

Blind, taub und stumm
geht er durch die Welt -
der Mann ohne Gesicht.
Seine Narben fragen
nicht nach dem Weg
und die Stürme seiner Seele
brechen am wunden Schmerz.

Bald schon wird er
zu Moder und der Adler, 
der er immer sein wollte,
ziert sein Grab mit 
steinernen Blick. 

(Kerstin Magirius, 03. Juni 2012) 
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HEILIGER KRIEG
(Dschihad)

Siehst du nicht die leeren Münder?
Schattendunkel in der Nacht.
Todesengel ohne Namen
sind aus ihrem Schlaf erwacht.

Hörst du nicht das Kaltgepresste?
Dunkelwabig schwappt es auf.
Höllenschlünder - ungeschoren,
drehen am Gezeitenlauf.

Teufelsodem strömt nach Westen,
das Dämonium gebiert.
Und der Glaube an das Gute,
an das Mensch sein - er verliert.

(Kerstin Magirius, 17. September 2012)
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GETRETEN

Austreten sollte ich,

heraustreten
aus mir
ehe sie
zutreten,
hineintreten
in mich...

und dann feige
wegtreten.

(Kerstin Magirius, 29. September 2012)

 VOM FRIEDEN

Es geht hier um mehr
als um schwarz oder weiß,
die Fahne des Friedens
braucht nicht den Scheiß.
Es geht um Versprechen,
um Worte die halten
und nicht an der Schwelle
des Handelns erkalten.

Wer will schon den Krieg,
das Ende der Welt?
Das will wahrlich keiner,
der was auf sich hält.
Doch werden Milliarden
für Rüstung verschwendet
und dann noch im Namen
des Friedens versendet.

Wer dreht da so hohl
am Rad dieser Zeit?
Wer schürt hier das Feuer,
zu allem bereit?
Wo bleibt das Humane,
der Wille zum Frieden?
Welch Schicksal ist diesem
Gedanken beschieden?

Es dreht sich doch nur
um Macht und um Geld.
Egal um das Leiden,
egal um die Welt.
Und fallen mal Bomben,
dann ist das halt so.
Die Kleinen, die sterben,
die Großen machts froh.

(Kerstin Magirius, 17. Oktober 2012)
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STUMME SCHREIE

Artig aß der Fritz die Stulle,
artig saß er in der Klasse.
Stille sah er aus dem Fenster,
Fritz war nicht ein Kind der Masse.

Böse schlug ihn wer von hinten,
böse trat ihn wer mit Füßen.
Für die Artigkeit und Stille
musste Fritzchens Seele büßen.

Niemand kam ihm je zu Hilfe,
niemand half ihm, sich zu wehren.
Und so konnte sich das Böse
in der Klasse gut vermehren.

Kinder quälten ihn zu Tode,
Kinder trampelten mit Beinen
voller Inbrunst, ohne Mitleid
auf das Anderssein des Einen.

(Kerstin Magirius, 21. Oktober 2012)

.....

LETHARGIE

Sie trinken und sie essen,
während unterdessen
der Hunger unvermessen
am Tuch der Armut nagt.

Das Thema wird vertagt
und irgendwann vergessen.
Zu reichlich ist das Essen
beim Armutsgipfeltreffen.

(Kerstin Magirius, 26. Oktober 2012)
.....

FLUSS DER TRÄNEN

Im Fluss der Tränen
schweigt kein Herz,
leidvolles Geschehen.
Immer wieder Qual und Schmerz, 
teuflisches Vergehen.

Im Fluss der Tränen
schreit das Herz
seelentiefe Wunden.
Schwer missbraucht hat es im Tod
endlich Ruh gefunden.

Im Fluss der Tränen 
sammeln sich
Frauen ohne Namen.
Keiner weiß wohin sie gehen
noch woher sie kamen.

Im Fluss der Tränen
wächst ein Band,
jeder kann es sehen.
Frauen reichen sich die Hand,
jeder soll verstehen...

Der Fluss der Tränen
wird zum Meer
mit stürmisch, großen Wellen,
die das Unrecht, die Gewalt
tausendfach zerschellen.


(Kerstin Magirius, 29. Dezember 2012)


 
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